Daten-Skandal

NSA-Aufdecker Snowden untergetaucht

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Ein führender russischer Außenpolitiker sprach sich dafür aus, Snowden politisches Asyl zu gewähren.

Die US-Regierung steht wegen des Vorwurfs massenhafter Sammlung von Daten über Internetnutzer heftig unter Kritik. Vor allem im Europaparlament gingen die Wellen der Empörung am Dienstag hoch. Kanada gab unterdessen zu, ein ähnliches Spionageprogramm zu betreiben. Ein russischer Politiker sprach sich dafür aus, dem Ex-Geheimdienstler Edward Snowden in Russland Asyl zu gewähren. Snowden hatte Informationen über das Geheimprogramm an die Medien gegeben und war nach Hongkong geflohen.

Die Zeitungen "Guardian" und "Washington Post" berichteten auf Basis von Snowdens Informationen, der US-Geheimdienst NSA sammle und analysiere massenhaft Nutzer-Daten von Unternehmen wie Google, Yahoo, Microsoft, Apple oder Facebook. Die Internet-Dienste bestreiten allerdings, Behörden einen direkten Zugang zu ihren Servern zu gewähren.

Der republikanische US-Senator und einstige Präsidentschaftskandidat John McCain verteidigte das Programm mit dem Decknamen "PRISM". Allerdings mangle es an Transparenz, sagte er dem Fernsehsender "Phoenix". "Ich glaube, dieses Programm ist praktikabel und nützlich, aber das amerikanische Volk und unsere Partner sollten besser informiert werden."

Kanadas Verteidigungsminister Peter MacKay bestätigte, dass sein Land ein eigenes globales Abhör- und Spähprogramm betreibe. Er habe den kanadischen Geheimdienst CSE autorisiert, die Telekommunikation weltweit auszuspähen und digitale Spuren von Telefon- und Internetverbindungen zu sammeln, sagte er am Montag im Parlament. Kanadier seien davon nicht betroffen. "Dies ist Auslandsspionage. Das ist etwas, was seit Jahren passiert", sagte MacKay.

Snowden untergetaucht
Währenddessen hält sich der Ex-Geheimdienstmitarbeiter Snowden an einem unbekannten Ort auf. Er suchte in Hongkong Zuflucht und enttarnte sich dort selbst als Quelle für die Informationen über "PRISM". Am Montag soll er sein bisheriges Hotel verlassen haben.

Ein führender russischer Außenpolitiker sprach sich dafür aus, Snowden politisches Asyl zu gewähren. Die US-Geheimdienste verletzten mit der Überwachung von Telefongesprächen und des Internets Gesetze, sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Alexej Puschkow. "In diesem Sinne ist Snowden ein Bürgerrechtler, dem Russland Zuflucht gewähren sollte - auch wenn die USA einen hysterischen Anfall bekämen", sagte Puschkow der Agentur Interfax zufolge. Der Kreml äußerte sich zurückhaltend. "Sollte Snowden Russland um Asyl bitten, werden die Behörden seinen Antrag prüfen", sagte ein Sprecher von Kremlchef Wladimir Putin der Zeitung "Kommersant".

Unterdessen ist Snowden von seinem Arbeitgeber gefeuert worden.Das in der Verteidigungsbranche tätige Beratungsunternehmen Booz Allen erklärte am Dienstag, den 29-jährigen Snowden nicht mehr weiter zu beschäftigen.

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