Helen B. lebt in der roten Corona-Zone

Österreicherin in Italien: ''Sogar Begräbnisse abgesagt''

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Helen B. lebt in der Provinz Alessandria in der Coronavirus-Sperrzone. Das ÖSTERREICH-Interview.

Serralunga di Crea. Helen B. (50) wohnt seit über 30 Jahren in Italien. Seit gestern zählt der Ort in der Provinz Alessandria, in dem die Österreicherin lebt, zum ab­soluten Sperrgebiet.

ÖSTERREICH: Wie geht es ­Ihnen nach der drastischen Regelung?

Helen B.: Es ist erschreckend. Vor drei Wochen war hier die Welt noch in Ordnung. So schnell kann ein Virus das Leben verändern. Solange man noch nicht ­positiv getestet wurde oder irgendwelche Symptome aufweist, darf man hier aber noch arbeiten oder einkaufen gehen. Ansonsten wurde alles abgesagt. Bis zum 4. April gibt es keine Schule mehr. Fortbildungen, Messen in der Kirche, Begräbnisse sowie jegliche andere Veranstaltungen finden nicht statt. Der Ort steht still.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu dem rigorosen Vorgehen in Italien?

Helen B.: Kein Staat ergreift solche Maßnahmen einfach leichtfertig. Ich finde, dass Italien wirklich richtig reagiert. Man versucht, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Somit soll auch verhindert werden, dass das Gesundheitssystem hierzulande kollabiert. Italien sollte meiner Meinung nach Vorbild für andere ­Länder in Europa sein.

ÖSTERREICH: Wie sieht es denn mit dem Gesundheitssystem aus?

Helen B.: Inzwischen gibt es Tote, volle Krankenhäuser und Intensivstationen. Ärzte und Krankenschwestern arbeiten rund um die Uhr. Alle nicht dringlichen Operationen sind bis auf Weiteres aufgeschoben, man überlegt, ­eine Altersgrenze für den ­Zugang zur Intensivtherapie zu bestimmen. Das ganze System ist bei nicht dringlichen Fällen auf Sparflamme geschaltet. Man konzentriert sich darauf, das Coronavirus in den Griff zu bekommen.

ÖSTERREICH: Wie verhalten sich die Italiener beim Einkaufen?

Helen B.: Ich war vorher ­einkaufen. Hamsterkäufe sind jetzt die Regel. Jeder versucht, sich noch mit dem Wichtigsten einzudecken. Schutzmasken, Desinfektionsmittel oder sogar Alkohol, um Desinfektionsmittel selbst herzustellen, gibt es nicht mehr.

ÖSTERREICH: Wir erleben Sie Ihren Alltag?

Helen B.: Ich fahre privat praktisch nirgends hin. Events sind tabu. Ich halte mich viel an der frischen Luft auf.

M. Kovacs

 

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