Pro-russische Separatisten wollen von Ukraine gefangenen Offizier freibekommen.
In der Ostukraine werden OSZE-Beobachter nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa von pro-russischen Rebellen festgehalten. Die Mitarbeiter würden daran gehindert, ihr Hotel zu verlassen, teilten die Beobachter am Montag mit. Die Rebellen versuchten so, einen vom ukrainischen Militär gefangen genommenen Offizier freizubekommen.
Der OSZE-Beobachtereinsatz SMM (Special Monitoring Mission) hatte 2014 begonnen und soll den Dialog zwischen Separatisten und Regierungstruppen erleichtern. Am Sonntagabend hatte die OSZE erklärt, dass sie die SMM-Arbeit in Donezk aus Sicherheitsgründen aussetzt. Sie bestätigte damit einen Reuters-Bericht, wonach zudem mehrere anscheinend unbewaffnete Männer vor dem Eingang des Hotels Position bezogen hatten, in dem die Beobachter wohnten.
In einer SMM-Erklärung hieß es nun, die Zufahrtstore zum Stützpunkt der Beobachter in der von Rebellen kontrollierten Stadt Horliwka seien mit einer Kette und einem Vorhängeschloss abgesperrt worden. Der Besitzer des Hotels, in dem die Mitarbeiter untergebracht seien, haben diesen mitgeteilt, dass die SMM unter Berufung auf Befehle des Bürgermeisters von Horliwka daran gehindert werde, das Gelände zu verlassen. Dies gelte so lange, bis der gefangen genommene Rebellen-Offizier Andrej Kojsak wieder auf freiem Fuß sei.
In Donezk hatten am Wochenende rund 200 Separatisten gegen die Gefangennahme von Kosjak protestiert. Er war nach Angaben der Rebellen am Mittwochabend in Gewahrsam genommen worden, als er in der Nähe der Front an der Überwachung der Feuerpause zwischen den Konfliktparteien beteiligt war. Das Verteidigungsministerium in Kiew teilte mit, Kosjak sei ein russischer Bürger und gehöre zu einer Gruppe russischer Soldaten, die eine verdeckte Aufklärungsaktion ausgeführt hätten. Die Arbeit der SMM sei wegen Sicherheitsbedenken und entsprechender Regeln eingestellt worden, hatte der Leiter des Einsatzes, Yaşar Halit Çevik, Reuters gesagt. Die Beobachter hätten sich aber nicht von den Demonstranten bedroht gefühlt.
Der Konflikt in der Ostukraine reicht ins Jahr 2014 zurück. Damals hatte Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und dies damit begründet, dass die dortige russische Bevölkerungsgruppe geschützt werden müsse. Zuvor war der pro-russische Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, im Zuge von Massenprotesten gestürzt worden.
In der Ostukraine besteht eine Waffenruhe, gegen die aber immer wieder verstoßen wird. Bei den Kämpfen zwischen ukrainischen Soldaten und pro-russischen Separatisten wurden bisher rund 14.000 Menschen getötet. Die Regierung in Kiew wirft dem Nachbarland vor, den Konflikt zu schüren und Truppen in der Ostukraine stationiert zu haben. Russland bestreitet dies.