Ein Antrag in der Einkaufspassage war zu unislamisch.
Ein Heiratsantrag in einer Einkaufspassage in Iran hat zur Festnahme des Paares geführt. Die Entscheidung sorgte landesweit für Aufsehen. Polizei und Justizbehörde kritisierten einen solchen Antrag in der Öffentlichkeit vor Dutzenden von Menschen als "unmoralisch und unislamisch". Das sehen die Öffentlichkeit und auch viele Juristen anders.
???? Man publicly proposes to woman at shopping mall in Arak, central #Iran
— Sobhan Hassanvand (@Hassanvand) 8. März 2019
Both arrested for "marriage proposal in contradiction to islamic rituals... based on decadent Western culture," then released on bail pic.twitter.com/eKdlNX9Bte
"Seit wann ist ein harmloser Heiratsantrag in der Öffentlichkeit ein Verbrechen?", wunderte sich Issa Amini, Leiter der iranischen Anwaltskammer, laut einem Bericht des Nachrichtenportals Eghtesaad24 vom Sonntag.
Gegen den Brauch
Schon Anfang voriger Woche hatte ein junger Mann seiner Freundin in einer Einkaufspassage der zentraliranischen Stadt Arak den Heiratsantrag gemacht. Nach dem Ja der jungen Frau applaudierten die Passanten und forderten das Paar auf, sich zu umarmen. Das Ganze wurde auf Video festgehalten und über soziale Medien verbreitet. Daraufhin wurde das Paar festgenommen. Auf Kaution kamen beide bis zum Gerichtstermin vorläufig frei. Bis dahin wird es keine Hochzeit geben.
Traditionell werden im Iran Heiratsanträge von den Eltern des Mannes bei den Eltern der Frau gemacht, die dann die Entscheidung treffen. Seit Jahrzehnten wird dieser Brauch jedoch von vielen jungen Paaren besonders in den Großstädten nicht mehr ernst genommen. Sie entscheiden selbst, und die Eltern beider Seiten werden nur noch in Kenntnis gesetzt - und müssen die Entscheidung akzeptieren.
Dennoch ist ein Heiratsantrag in der Öffentlichkeit auch nach Meinung des Anwaltskammerchefs für iranische Verhältnisse ungewöhnlich. "Aber ein harmloser gesellschaftlicher Tabubruch ist doch längst kein Verbrechen", so der Jurist Amini. Die Festnahme des Paares hat seiner Einschätzung nach nur negative Auswirkungen auf die öffentliche Meinung - sowohl im Iran als auch im Ausland.