Pistorius-Prozess

Reevas Mutter: "Urteil ist nicht richtig"

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Der Sprintstar hat seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen.

Der südafrikanische Sprinter Oscar Pistorius ist im Prozess um den Tod seiner Freundin Reeva Steenkamp der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen worden. Auch in einem von drei Nebenanklagepunkten sprach Richterin Thokozile Masipa den 27-Jährigen am Freitag schuldig. Das Strafmaß wird frühestens am 13. Oktober verkündet, bis dahin bleibt Pistorius gegen Kaution in Freiheit.



Der an den Unterschenkeln amputierte Sportler war angeklagt, seine Freundin in der Nacht auf den Valentinstag 2013 nach einem Streit mit vier Schüssen durch die geschlossene Toilettentür seiner Villa vorsätzlich getötet zu haben. Von Anfang an beteuerte er, das 29-jährige Model irrtümlich getötet zu haben, weil er hinter der Tür einen Einbrecher vermutete. Nach Auffassung von Richterin Masipa gelang es der Staatsanwaltschaft nicht, den Mordvorwurf zweifelsfrei zu belegen.

Doch auch der Argumentation der Verteidigung, Pistorius habe im Reflex und in Notwehr gehandelt, folgte die Richterin nicht, wie sie am zweiten Tag der Urteilsverkündung verdeutlichte: Pistorius habe fahrlässig gehandelt, als er auf die geschlossene Toilettentür geschossen habe, wohlwissend, "dass sich jemand im Inneren aufhält".

"Jeder vernünftige Mensch in seiner Lage, mit derselben Behinderung, hätte die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass, wer auch immer sich hinter der Tür aufhielt, von den Schüssen tödlich getroffen werden könnte" - und hätte entsprechend gehandelt. Der Angeklagte habe dies aber nicht getan, sagte Masipa.

Während Masipa das Urteil verkündete, zeigte Pistorius wenig Emotionen, starrte nur strikt geradeaus und biss die Zähne zusammen.

Reevas Mutter: "Urteil nicht richtig"
Auf den Zuschauerrängen hielten Steenkamps Freunde den Atem an, einige von ihnen brachen in Tränen aus. Steenkamps Eltern äußerten sich nach der Urteilsverkündung fassungslos über die Entscheidung des Gerichts, Pistorius nicht wegen Mordes zu verurteilen. "Ich denke einfach, dass dieses Urteil nicht richtig ist", sagte Steenkamps Mutter June dem Sender NBC News. Ihre Tochter sei auf "grausame, schmerzvolle und schreckliche" Weise getötet worden.

Das Strafmaß wird in einigen Wochen erwartet. In der Zwischenzeit können Staatsanwaltschaft und Verteidigung Gründe entweder für ein besonders hartes Urteil oder für mildernde Umstände vorlegen. Die Höchststrafe beträgt in solchen Fällen in Südafrika 15 Jahre, eine Mindeststrafe gibt es nicht.

Richterin Thokozile Masipa widmete sich am Freitag auch anderen Waffenvergehen. In zwei Fällen wurde Pistorius von den Vorwürfen freigesprochen. Schuldig sprach die Richterin ihn wegen eines Schuss-Vorfalls in einem Restaurant.

Oscar Pistorius hatte am 14. Februar 2013 seine Freundin, das Model Reeva Steenkamp, durch die geschlossene Badezimmertür erschossen. Der Sportler hat jede Tötungsabsicht zurückgewiesen und erklärt, er habe gedacht, auf einen Einbrecher zu schießen.

Urteil im Pistorius-Prozess

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