Mädchen überlebte alleine im Wald

Psychologe: Das hat vermisste Julia durchgemacht

Teilen

Worauf Julias Eltern bei ihrer wieder gefundenen Tochter achten müssen, erklärt Psychologe Stefan Rücker im RTL-Interview. 

In einer regnerischen Nacht, alleine in einem Wald zu übernachten, das ist wahrscheinlich für die meisten Menschen ein Horror-Szenario, doch was macht diese Stresssituation mit einem 8-jährigen Mädchen? Das erklärt nun Psychologe Stefan Rücker im RTL-Interview.  

"Wenn man nicht sicher ist, ob man eine Situation überlebt, dann entsteht Stress", sagt der Psychologe im RTL-Interview. "Was wir sagen können, ist, dass eine solche Situation, im Alter von acht Jahren allein zu übernachten in einem Wald, sicherlich 100 Prozent aller Kinder überfordert. Kinder haben keine Stressbewältigungsmöglichkeit für so ein Erlebnis", meint Stefan Rücker. 

Es gibt gewaltige Unterschiede wie Kinder in so einer Stresssituation verfahren. Von einer Schockstarre bis hin zu einer "körperlichen Überforderung", in der sie einfach rennen und schreien. "Es kann dann auch Resignation und Fatalismus eintreten", so der Psychologe zu RTL. Kinder könnten dann sogar mit dem Gedanken spielen, sich das Leben zu nehmen, um den Spannungszustand zu beenden, in dem sie sich befinden. 

Viel Aufmerksamkeit für Julia  

Wie ein Kind in so einer Situation mit dem Stress umginge, könne aber ganz unterschiedlich sein. Manche Kinder würden in Schockstarre verfallen, andere würden eine regelrechte "körperliche Überforderung" erleben, weil der Stress bei ihnen Energieimpulse freisetze. Solche Kinder würden in der Lage, in der Julia sich fast 48 Stunden befand, rennen und schreien. "Es kann dann auch Resignation und Fatalismus eintreten", so der Psychologe. Kinder könnten dann sogar mit dem Gedanken spielen, sich das Leben zu nehmen, um den Spannungszustand zu beenden, in dem sie sich befinden. 

Psychologe Rütter ist überzeugt davon, dass Julia in nächster Zeit viel Aufmerksamkeit brauchen wird, um die Ereignisse zu verarbeiten. 

"Das heißt, es ist wichtig dem Kind möglichst viele Sicherheitssignale zu senden in den nächsten Wochen. Dem Kind zu versichern, dass es in Sicherheit ist", so Rücker im RTL-Interview. 

Unsicherheit und Angstzustände 

Das Trauma könne Julia ein Gefühl von Unsicherheit vermitteln. Das Erlebnis wird ihr Gefühl von Sicherheit erschüttert haben. Julia könnte in Zukunft auch in Situationen Angst empfinden, die nichts mit dem erlebten zutun haben, mein der Psychologe. 

Rütter ist der Meinung, dass auch die Eltern von Julia eine psychologische Begleitung benötigen könnten. Sie können Julia jetzt überbehüten, was der falsche Weg wäre. Auch mit Selbstvorwürfen könnten sich die Eltern plagen, meint Rücker. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.