Zahlreiche Legenden umweben ihre geheimnisvolle Erscheinung. Eines dieser Mysterien könnte nun gelüftet sein. Ein Team von Forschern ist überzeugt, die echte Entstehungsgeschichte der Großen Sphinx von Gizeh rekonstruieren zu können.
Historiker waren sich bereits seit langem einig, dass das Gesicht der 4500 Jahre alten Statue von antiken Steinmetzen geschaffen wurde. Doch wie entstand ihr markanter Körper?
Diese Frage hatte Wissenschaftler bisher gespalten. Seit den 1980er Jahren vertraten Experten die Meinung, dass der Wüstenwind die Konturen der Sphinx formte. Ein Beweis dafür stand jedoch aus.
Bis jetzt. Denn diese Theorie wurde von Wissenschaftlern aus New York in einer neuen Studie geprüft.
Miniatur-Experiment mit Wasser
Ein Forschungsteam um Professor Leif Ristroph von der New Yorker Universität ließ verschiedene Lehmklumpen von fließendem Wasser umspülen. Das Ergebnis waren Mini-Lehmlöwen – und diese brachten die Forscher zu der Annahme, dass der Wind ähnliche Formen in Wüstenfelsen schaffen könnte.
Videoaufnahmen zeigten, wie eine löwenähnliche Form entstand, als das Wasser immer mehr vom weichen, erodierbaren Ton abtrug, während ein in den Lehmfiguren enthaltener Plastikzylinder zurückblieb.
Forscher: "Wir waren beeindruckt"
„Wir waren beeindruckt von der Ähnlichkeit mit einem sitzenden oder ruhenden Löwen“, so Ristroph. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Große Sphinx eine dieser natürlichen Formationen war, die später von den alten Ägyptern leicht verändert wurde.
Für das Experiment stützte sich das Team auf eine Theorie des Geologen Farouk El-Baz aus dem Jahr 1981. Dieser hatte behauptet, dass die Sphinx-Formation ursprünglich flach war und schrittweise durch den Wind erodiert wurde.
Der ehemalige NASA-Wissenschaftler war der Ansicht, dass die Erbauer der Pyramiden von diesen natürlichen Prozessen Kenntnis hatten und ihre Steinstrukturen absichtlich hügelförmig errichteten, um eine lange Lebensdauer zu gewährleisten. „Heute stehen die Pyramiden von Gizeh in perfekter Harmonie mit ihrer windigen Umgebung“, sagte El-Baz damals.
„Hätten die Alten ihre Monumente in Form eines Würfels, eines Rechtecks oder sogar eines Stadions erbaut, wären sie durch die verheerende Winderosion längst zerstört worden.“
El-Baz hatte zudem die Theorie aufgestellt, dass auf dem Gizeh-Plateau ein sogenanntes Yardang entstanden sein könnte. So nennt man ungewöhnliche Felsformationen, die in Wüsten vorkommen und üblicherweise durch den Wind aus Staub und Sand geformt werden.
Ristroph schließt sich diesen Annahmen an: „Unsere Ergebnisse liefern eine einfache Ursprungstheorie dafür, wie sphinxartige Formationen durch Erosion entstehen können“, sagte er.
Tatsächlich gibt es Yardangs, die wie sitzende oder liegende Tiere aussehen, was die Schlussfolgerungen der Forscher stützt.