Stammte der Lichtschweif von einem Meteorit oder von einer Rakete?
In weiten Teilen Deutschlands hat an Heiligen Abend ein rätselhaftes Leuchten am Himmel für Aufregung gesorgt.
Augenzeugen sagten dem Radiosender Antenne Thüringen, sie hätten drei glühende Streifen gesehen mit einem breiten Schweif, der sich dann in mehrere Teile zerstreut habe.
Das Thüringer Innenministerium bestätigte, es habe eine Erscheinung am Himmel gegeben, die auch in anderen Bundesländern zu sehen war. Es handelte sich um einen hellen Schein in einem orangefarbenen Ton - ähnlich einer Sternschnuppe, aber größer und länger anhaltend.
Ein Meteorit...
Möglicherweise stammte der Lichtschweif von einem Meteoriten. "Die Vermutung liegt nah, dass es sich um einen Meteoriten gehandelt haben könnte, aber das ist unbestätigt", sagte Andreas Schütz, Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR, der Nachrichtenagentur dpa. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, dass es Weltraumschrott gewesen sein könnte.
...oder Weltraumschrott?
Nach Einschätzung belgischer Experten ist das Phänomen auf russischen Weltraumschrott zurückzuführen. Das königliche Observatorium in Belgien teilte auf seiner Webseite mit, verglühende Trümmer einer russischen Sojus-Rakete hätten das Leuchten am Himmel verursacht. Es handle sich um eine Stufe der Sojus-Rakete, die am Mittwoch zur Internationalen Raumstation ISS gestartet sei. Der Lichtschweif war am Samstag gegen 17.30 Uhr auch in Belgien, den Niederlanden und Frankreich beobachtet worden.
"Es handelte sich dabei um eine Oberstufe der Sojus-Rakete, die kürzlich drei Weltraumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS gebracht hat", sagte Bernhard von Weyhe, Sprecher der Europäischen Weltraumbehörde ESA in Darmstadt am Sonntagabend. Dies hätten Untersuchungen einer ESA-Expertengruppe eindeutig ergeben.
"Die Raketenteile sind etwa 80 Kilometer über der Erde verglüht. Die Flugrichtung war von Westen nach Osten", erklärte von Weyhe. "Beim Eintritt in die Atmosphäre hatten sie etwa eine Geschwindigkeit von 25.000 bis 28.000 Stundenkilometern." Eine Gefahr für die Bevölkerung habe zu keiner Zeit bestanden. "Je weiter Teile in die Erdatmosphäre eintreten, desto mehr zerbrechen und verglühen sie."
Am Mittwoch war eine Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet, um drei Weltraumfahrer zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen. Am Freitag waren der Russe Oleg Kononenko, der US-Amerikaner Donald Pettit und der Niederländer André Kuipers plangemäß am Außenposten der Menschheit in 350 Kilometern Höhe angedockt.