Libyen

Rebellen stoßen vor Sirte auf Widerstand

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Die Türkei will nun vermitteln.

Auf Widerstand sind die in Libyen gegen das Regime von Muammar Gaddafi kämpfenden Aufständischen am Montag vor der zentral gelegenen Küstenstadt Sirte  gestoßen. Entgegen ihren früheren Behauptungen hatten die Insurgenten die Geburtsstadt des Diktators noch nicht eingenommen. Die Anti-Gaddafi-Einheiten stünden noch etwa 120 Kilometer östlich von Sirte, verlautete aus Quellen in der Hauptstadt Tripolis. Der arabische TV-Nachrichtensender Al-Jazeera (Katar) berichtete, die Rebellen hätten das Wadi Al-Ahmar (Rotes Tal) westlich von Nofilia erreicht. Die Talsenke sei von Gaddafi-Truppen vermint worden. Auch würden hinter den dahinterliegenden Anhöhen Stellungen der Regime-Streitkräfte vermutet.

9 Explosionen in Sirte
Die westliche Militärkoalition hatte am Morgen die Regierungstruppen in Sirte angegriffen. Insgesamt seien neun Explosionen zu hören gewesen, berichteten Quellen in der Stadt. Gaddafis Artillerie beschoss indes die Stadt Al-Sintan südwestlich von Tripolis mit Raketenwerfern vom Typ Grad, berichtete Al-Jazeera unter Berufung auf einen Rebellensprecher. Alliierte Luftangriffe auf Gaddafi-Truppen bei Ajdabiya, 160 Kilometer südlich von Benghazi, hatten am Wochenende eine Wende eingeleitet. Die Regimetruppen zogen sich weit nach Westen zurück. Die Rebellen vermochten den 280 Kilometer langen Abschnitt von Ajdabiya bis Nofilia praktisch kampflos einzunehmen. Sirte dürfte für sie aber ohne neuerliche westliche Luftunterstützung schwer zu erobern sein. Die Stadt liegt 460 Kilometer östlich von Tripolis und 560 Kilometer westlich der Aufständischen-Metropole Benghazi.

Türkei will Waffenruhe vermitteln
Das NATO-Mitglied Türkei will, wie Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan der britischen Zeitung "The Guardian" sagte, eine baldige Waffenruhe in Libyen vermitteln. Erdogan warnte davor, dass ein langwieriger Konflikte das nordafrikanische Land in einen "zweiten Irak" oder "ein weiteres Afghanistan" verwandeln könnte. Dies könnte verheerende Auswirkungen auf Libyen und die NATO-Länder haben, die die Militärintervention anführten. Der Premier sagte, dass Gespräche mit der libyschen Regierung und dem "Nationalen Übergangsrat" der Aufständischen weiter liefen.

Die türkische Regierung hatte nach zunächst heftigem Widerstand einer NATO-Führung des Libyen-Einsatzes zugestimmt. Laut Beschluss des UNO-Sicherheitsrates sind zum Schutz der Zivilbevölkerung "alle notwendigen Maßnahmen" erlaubt. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte, nach der Übernahme der Verantwortung für sämtliche Einsätze durch das Bündnis müssten nun die Mitglieder entscheiden, ob und wie sie sich daran beteiligen. Als einziges Bündnisland hat Deutschland eine Beteiligung an dem Einsatz ausgeschlossen.

Der frühere französische Premierminister Dominique de Villepin hat den Westen davor gewarnt, sich die Führer Libyens aussuchen zu wollen. Die Völker Tunesiens und Ägyptens hätten ihr Streben nach Freiheit und Demokratie mit Mut unter Beweis gestellt. Die Anwesenheit auch nur eines einzigen ausländischen Soldaten an ihrer Seite wäre zur "Erbsünde" ihres Kampfes geworden, schrieb der Ex-Premier, der 2003 als Außenminister im UNO-Sicherheitsrat das französische Veto gegen den US-Resolutionstext zum Irak-Krieg eingelegt hatte, laut Online-Ausgabe von "Le Monde". Bei der Beurteilung der Aufstandsbewegungen in der arabischen Welt sollte der Westen nicht mit zweierlei Maß messen.

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