Proteste greifen über

Regimegegner formieren sich in Algerien

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Für die kommenden Tage sind große Streiks angekündigt.

Unter dem Eindruck der Vorgänge in Tunesien und Ägypten formiert sich auch in Algerien der Widerstand gegen das herrschende System und die sozialen Missstände im Land. Mehrere Gewerkschaften kündigten für die kommenden Tage große Streiks an. Bereits am Dienstag legten knapp 90.000 Krankenpfleger die Arbeit nieder. Am Vortag hatten wieder junge Arbeitslose mit grausamen Selbstverletzungen gegen die Perspektivlosigkeit in dem Land nordafrikanischen protestiert. Drei Männer im Alter zwischen 27 und 33 Jahren schlitzten sich mit Rasierklingen die Haut auf.

Reihe von Selbstverbrennungen
Etliche andere Algerier hatten zuvor mit öffentlichen Selbstverbrennungen für Schlagzeilen gesorgt. Zu den jüngsten Fällen gehörte der eines Wachmanns einer Entwicklungsbank. Er versuchte, sich aus Verzweiflung über seine Situation zusammen mit seiner schwerbehinderten zehnjährigen Tochter anzuzünden. Alle Bankmitarbeiter traten daraufhin aus Solidarität in den Streik. Im Jänner waren bei Unruhen mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung kündigte daraufhin vorübergehende Preisnachlässe für Speiseöl und Rohrzucker an.

Proteste in Ägypten gehen weiter

Für den 12. Februar haben Anhänger der Opposition für Freiheit und Demokratie zu einer Demonstration in Algier für einen Sturz des Systems und für ein Ende des seit 1992 geltenden Ausnahmezustands aufgerufen. Algerien wird seit 1999 von Präsident Abdelaziz Bouteflika regiert, hinter dem das Militär steht. Um einen Erdrutschsieg der Islamischen Heilsfront (FIS) bei den ersten pluralistischen Wahlen Ende 1991 zu verhindern, hatte das algerische Militär den Urnengang abgebrochen, den Ausnahmezustand verhängt und die islamistische Partei verboten. Dies führte zu einem mehrjährigen Bürgerkrieg mit schätzungsweise 200.000 Toten.

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