Bei In-Vitro-Fertilisationen

Samenbank-Chef benutzte eigenes Sperma: Skandal weitet sich aus

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Mediziner soll auch schon in früherem Job eigenes Sperma benutzt haben.

Der Skandal um den früheren Direktor einer Samenbank in den Niederlanden weitet sich aus: Der kürzlich verstorbene Arzt Jan Karbaat nutzte offenbar schon in seinem früheren Job in einem Krankenhaus eigenes Sperma für In-Vitro-Fertilisationen, wie die Zeitung "Algemeen Dagblad" am Samstag berichtete.

Mindestens drei von 19 betroffenen Kindern wurden demnach im Zuider-Krankenhaus in Rotterdam gezeugt, wo Karbaat 15 Jahre lang Chefarzt war. Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass der im April im Alter von 89 Jahren verstorbene Reproduktionsmediziner vermutlich der Vater von mindestens 19 Kindern ist, die nach einer künstlichen Befruchtung geboren wurden. Das kam bei einem DNA-Abgleich heraus, für das ein Kind aus Karbaats Ehe freiwillig seine DNA zur Verfügung gestellt hatte.

Mehrere Eltern und Kinder hatten dem Reproduktionsmediziner seit langem vorgeworfen, für die In-Vitro-Fertilisationen in seiner Klinik nicht das Sperma des gewünschten Spenders, sondern sein eigenes Sperma verwendet zu haben. 23 Niederländer hatten deshalb einen DNA-Test gefordert. Bei einem Vergleich mit der DNA von Karbaats offiziellem Kind wurde in 19 Fällen eine Übereinstimmung festgestellt.

Dem "Algemeen Dagblad" zufolge wurden mindestens drei der betroffenen Kinder nach einer künstlichen Befruchtung im Zuider-Krankenhaus in Rotterdam geboren. Das Krankenhaus, das inzwischen Maasstad-Krankenhaus heißt, geht den Vorwürfen nach, wie ein Klinikvertreter der Zeitung sagte. Bisher gebe es aber nur "spärliche" Informationen.

Zwischen 1973 und 1978 wurden im Zuider-Krankenhaus 659 Frauen mit Sperma aus einer Samenbank befruchtet, wie das "Algemeen Dagblad" unter Berufung auf einen Artikel aus einer niederländischen Fachzeitschrift aus dem Jahr 1980 berichtete. Nach der Behandlung wurden demnach rund 338 Kinder geboren.

Karbaat hatte 1979 gekündigt und in der nahegelegenen Stadt Barendrecht seine eigene Kinderwunschklinik eröffnet. Nach Angaben eines Anwalts der betroffenen Familien soll Karbaat sogar behauptet haben, er sei der Vater von 60 nach In-Vitro-Fertilisation geborenen Kindern. Einen DNA-Test lehnte er aber stets ab. Seine Klinik wurde 2009 wegen Unregelmäßigkeiten geschlossen.

Die 23 Betroffenen wollen nun vor Gericht einen direkten DNA-Abgleich mit dem Verstorbenen durchsetzen. Dafür wurden bereits einige persönliche Gegenstände wie eine Zahnbürste des Arztes beschlagnahmt. Ein DNA-Test wurde bisher aber nicht vorgenommen. Ein Gericht in Rotterdam wird am kommenden Dienstag über die Forderung der 23 Kläger entscheiden.

Bei der In-Vitro-Fertilisation wird in einem Reagenzglas eine Eizelle durch eine Samenzelle befruchtet. Der so gebildete Embryo wird dann in den Mutterleib eingepflanzt.
 

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