Afghanistan

Schlammlawine: Mehr als 2.100 Tote

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Katastrophe nach schweren Regenfällen im Norden des Landes.

Bei dem Erdrutsch in einer abgelegenen Bergregion Afghanistans sind Freitagfrüh mehr als 2.100 Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher der nordöstlichen Provinz Badachschan teilte mit, nach der hohen Vermisstenzahl hätten sich die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Bei dem Unglück seien die Angehörigen von 00 Familien getötet worden. Bis am Samstag hatte man erst rund 260 Leichen geborgen.

Nach tagelangen schweren Regenfällen war am Freitag ein großer Berghang auf ein Dorf bei Ab-e-Barik gestürzt, Hunderte Häuser wurden verschüttet. Mehr als 4.000 Menschen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen obdachlos. Um sie müsse man sich nun vorrangig kümmern. Behördenvertreter warnten vor der Gefahr weiterer Erdrutsche in der Region.

Die Bewohner waren am Freitag von der Schlammlawine überrascht worden, als sie nach einem kleineren Erdrutsch ein paar Stunden zuvor in ihre Häuser zurückgekehrt waren, um ihre Habseligkeiten zu retten. Die Geröllmassen verschütteten fast das gesamte Dorf, wie die Polizei mitteilte. Zuvor hatte es in der Region eine Woche lang heftig geregnet - zu einer Zeit, in der die Schneeschmelze die Flüsse ohnehin jedes Jahr anschwellen lässt. Das afghanische Militär flog Rettungskräfte in die Region, die wegen enger und schlechter Straßen ur schwer zugänglich ist.

Überlebende und Polizisten suchten im Schlamm mit Schaufeln und anderen Handwerkzeugen nach Vermissten. "Wir haben es geschafft, einen Bagger in die Region zu bekommen, aber es ist praktisch hoffnungslos", sagte der stellvertretende Polizeichef der Provinz, Abdul Kadir Sajad. Angesichts der riesigen Geröllmengen und der Tiefe des Schlamms seien die Einsatzkräfte auf schweres Gerät angewiesen.

Etwa 2.000 Menschen seien aus dem Katastrophengebiet geflohen, sagte Fazluddin Ayyar, Polizeichef der Provinz. Von 700 Häusern im Dorf Ab-e-Barik seien 120 zerstört worden, teilten die Vereinten Nationen mit. Am Samstag liefen Evakuierungsmaßnahmen für ebenfalls bedrohte Häuser.

Die Erd- und Geröllmassen hatten am Freitag auch eine ganze Hochzeitsgesellschaft mit sich gerissen. "Die Schlammlawine hat als erstes eine Hochzeitsfeier getroffen", sagte der Gouverneur des Distrikts Argu, Hadschi Abdul Wadud Saidi. "Dabei sind 250 Menschen gestorben." Danach habe die Lawine fast das gesamte Dorf unter sich begraben.

Die NATO-Soldaten in Afghanistan hielten sich bereit, den örtlichen Behörden zur Hilfe zu eilen. Es gab aber noch kein Hilfeersuchen. US-Präsident Barack Obama sagte den Afghanen Unterstützung bei der Bewältigung des Unglücks zu. Die amerikanischen Truppen stünden bereit, um zu helfen. Dies gelte auch für die Zeit nach einem Abzug der Kampftruppen. In Afghanistan halten sich derzeit noch etwa 30.000 US-Soldaten auf.
 

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