2744 Erkrankungen und mehr als doppelt so viele Verdachtsfälle in China. Auch in Wien gibt es einen neuen Verdachtsfall.
Die Zahl der Toten durch die neuartige Lungenkrankheit in China ist bis Montag um 24 auf 80 gestiegen. Innerhalb eines Tages kletterte die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuen Coronavirus um mehr als 700 auf 2744, wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf die Behörden berichtete. In Wien gab es indes einen weiteren Verdachtsfall, nachdem sich ein erster nicht bestätigt hatte.
Außerhalb von China wurden bisher rund 40 Fälle bestätigt. Damit ist die Zahl der Erkrankten bei insgesamt fast 2.800. Die Zahl der Infizierten in China kann noch weiter stark steigen, da es nach diesen Angaben rund 5800 Verdachtsfälle gibt, wo die Diagnose noch nicht abgeschlossen ist. In Hongkong, Taiwan und Macao gibt es zudem 17 bestätigte Erkrankungen. Von den Patienten in China sind 461 schwer erkrankt. Allein in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei, wo der Erreger vermutlich erstmals vom Tier auf den Menschen übersprang, ist der Zustand von 69 Erkrankten kritisch.
Im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung der Lungenkrankheit hat China drastische Maßnahmen ergriffen. Die Regierung in Peking kündigte nun auch an, dass die Ferien über das laufende Neujahrsfest bis einschließlich Sonntag verlängert werden. Das Virus ist inzwischen in fast jeder Provinz oder Region des Landes aufgetaucht.
"Die Lage ist angespannt, aber die Stimmung dort ist ruhig", beschrieb der chinesische Botschafter in Österreich, Li Xiaosi, am Sonntagabend in der ORF-Sendung "Im Zentrum" die Situation in der Stadt Wuhan, aus der er auch selbst stammt. Er betonte, dass China eine "sehr transparente Informationspolitik" betreibe.
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, schrieb am Sonntag auf Twitter, dass er "auf dem Weg nach Peking" sei. Er wolle dort mit Vertretern der Regierung und Gesundheitsexperten über die jüngsten Entwicklungen und die Maßnahmen im Kampf gegen das Virus beraten. Botschafter Li hob den "engen Kontakt mit der WHO" hervor.
Der medizinische Direktor des Wiener KAV, Michael Binder, berichtete in der ORF-Sendung von einem weiteren Verdachtsfall in der österreichischen Hauptstadt. "Wir müssen sehr aufmerksam sein", sagte er. Für die Österreicher bestehe aber kein Grund zur Sorge.
Bei der zweiten Person handle es sich um eine Wien lebende chinesische Staatsbürgerin, die in China Urlaub gemacht habe. Die Patientin sei nicht lebensbedrohlich erkrankt, berichtete Binder. Die Frau befindet sich in Isolation im Kaiser-Franz-Josef-Spital, die Ergebnisse, ob es sich bei ihr um eine Infektion mit dem Coronavirus handelt, werden für Montag erwartet.
Das Franz-Josef-Spital hatte am Abend Entwarnung im ersten Verdachtsfall gegeben. Die chinesische Flugbegleiterin, die am Samstagabend eingeliefert worden war, sei nicht mit dem neuen Virus infiziert, teilte das Krankenhaus mit. Die Frau hatte sich zwei Tage lang in Wuhan aufgehalten.
Das Innenministerium beruft am Montag einen Einsatzstab ein, um über die weitere Vorgehensweise zu beraten. Insgesamt sind daran fünf Ministerien beteiligt. "Das ist eine Gruppe, die in Krisensituationen oder wenn Krisen entstehen könnten, zusammenkommt", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. "Falls es einen Fall gibt, wollen wir in allen Bereichen bestens vorbereitet sein." Zu derartigen Lagebesprechungen komme es relativ häufig. Am Montag sollen daraus auch Handlungsempfehlungen resultieren.
In China selbst sind bisher keine Österreicher von dem Coronavirus "akut betroffen". In der besonders betroffenen Region Hubei leben laut Außenministerium keine Auslandsösterreicher, die Stadt Wuhan sei keine Touristenregion. In Gesamt-China halten sich derzeit rund 3.000 Österreicher auf - sowohl Auslandsösterreicher als auch Touristen