Nach Volksabstimmung

Schüsse nach Putsch in Madagaskar

Teilen

Eine Gruppe hoher Offiziere hat sich gegen die Regierung erhoben.

Der Machtkampf in Madagaskar spitzt sich zu: Am Mittwochabend kam es in der Nähe des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt Antananarivo zu Schusswechseln. Näheres wurde zunächst nicht bekannt. Präsident Andry Rajoelina hat zuvor den Putschversuch für gescheitert erklärt und betont, er werde nicht zurücktreten. In Madagaskar wurde am Mittwoch über eine neue Verfassung abgestimmt.

In der Früh hatte eine Gruppe von rebellierenden Offizieren die Entmachtung der Übergangsregierung von Rajoelina verkündet. Der rebellische Oberst Charles Andrianasoavina kündigte an, dass an diesem Donnerstag der Flughafen Ivato geschlossen und der Präsidentenpalast gestürmt werde. Die Regierung betonte jedoch, dass die Armeespitze weiterhin hinter ihr stehe und kündigte ein hartes Durchgreifen gegen die Putschisten an.

Spannungen innerhalb der Armee
Seit dem Militärputsch von 2009 sind wiederholt Spannungen in der Armeeführung zutage getreten. Im Mai übernahmen meuternde Soldaten vorübergehend einen Militärstützpunkt, bevor sie von Sicherheitskräften entwaffnet wurden. Die neue Verfassung setzt unter anderem das Mindestalter für den Präsidenten von 40 auf 35 Jahre herab. Damit würde die Herrschaft des 36-jährigen Rajoelina von der Verfassung gedeckt. Die Oppositionsparteien boykottierten die Abstimmung. Für Investoren ist die Insel wegen ihrer Öl-, Nickel-, Kobalt- und Uranvorkommen von Interesse.

Erbitterter Machtkampf
Die Streitkräfte waren zuletzt auf Distanz zu dem international isolierten Rajoelina gegangen. Rajoelina war früher Bürgermeister von Antananarivo und lieferte sich im vergangenen Jahr wochenlang einen erbitterten Machtkampf mit gewählten Präsidenten Marc Ravalomanana, dem er die Verschwendung öffentlicher Mittel und die Gefährdung der Demokratie vorwarf. Nach seinem Sturz ging Ravalomanana ins Exil nach Südafrika. Im August verurteilte ein von Rajoelina eingesetztes Gericht den früheren Präsidenten in Abwesenheit wegen Verschwörung zum Mord zu einer lebenslangen Haftstrafe.

Die Putschisten erklärten am Mittwoch eine Amnestie für alle politischen Gefangenen im Land. Sie riefen ausrücklich alle ins Exil gegangene Bürger am Mittwoch zur Rückkehr nach Madagaskar und zur Zusammenarbeit auf, "um das Vaterland zu retten". Die Machtübernahme Rajoelinas im März vergangenen Jahres war damals von den Streitkräften unterstützt worden. Die USA und die Europäische Union froren nach der Machtübernahme Millionen an Hilfsgeldern ein, da sie das Vorgehen Rajoelinas als Angriff auf die Demokratie werteten. Seitdem unterstützt die EU den Inselstaat im Indischen Ozean nur noch mit Not- und Humanitärer Hilfe.


 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.