Kritik an Corona-Politik

Schwedens König: 'Wir haben versagt'

Teilen

Carl Gustav übt überraschend deutliche Kritik an Schweden Sonderweg

In der SVT-Sendung „Das Jahr mit der Königsfamilie“ übt Schwedens König Carl Gustav ungewohnt harte Kritik an der Politik seines Landes. „Wir haben versagt.“
 
Der Monarch beklagt vor allem die vielen Todesopfer: „Eine große Anzahl von Mitmenschen ist gestorben und das ist fürchterlich. Wir leiden alle darunter. Ich finde es schrecklich angesichts all der verstorbenen Menschen.“ Sein Fazit fällt deshalb auch deutlich aus: „Es war ein schreckliches Jahr.“
 
Der 74-jährige König hat auch selbst Angst, an Corona zu erkranken. "Ja natürlich, und in der letzten Zeit ist es immer nähergekommen.“
 

Schweden hat laut Kommission bei Schutz von Älteren versagt

Schweden hat es nach Angaben einer eingesetzten Corona-Kommission nicht geschafft, seine älteren Mitbürger vor dem Coronavirus zu schützen. Länger bekannte strukturelle Probleme sowie mehrere Faktoren wie der Mangel an geeigneter Schutzausrüstung und die späte Einführung umfassender Tests hätten dazu beigetragen, dass die Altenpflege schlecht vorbereitet und schlecht ausgerüstet zur Handhabe einer Pandemie gewesen sei, heißt es im am Dienstag veröffentlichten Bericht.
 
"Die Strategie zum Schutz der Älteren ist gescheitert", urteilte die Kommission. Die Angestellten in der Altenpflege seien in der Krisensituation großteils alleine gelassen worden. Die Verantwortung für die Versäumnisse liegt der Kommission zufolge letztlich bei der amtierenden Regierung und den Vorgängerregierungen.
 Eine in dem Teilbericht hervorgehobene Schwäche war die Aufsplitterung der Altenpflege. Diese ist in Schweden in 21 Regionen und 290 Kommunen aufgeteilt. Auch viele private Anbieter mischen mit, während die nationale Verantwortung von staatlichen Regierungsbehörden getragen wird.
 
Schweden hat in der Corona-Krise eine spezielle Strategie mit weniger strikten Maßnahmen verfolgt. Bisher wurden mehr als 340.000 bestätigte Corona-Infektionen sowie 7.667 damit in Verbindung stehende Todesfälle verzeichnet. Auf die Bevölkerung heruntergerechnet hat das Land mit rund zehn Millionen Einwohnern damit deutlich mehr Infektionen und Todesfälle gehabt als Deutschland oder der Rest Skandinaviens. Der Großteil der Corona-Toten war 70 Jahre und älter.
 
 Die Corona-Kommission wurde Ende Juni von der schwedischen Regierung eingesetzt. Der Bericht von Dienstag war der erste Teilbericht zur Pandemie. Ihren Abschlussbericht soll sie am 28. Februar 2022 vorlegen - sieben Monate vor der nächsten schwedischen Parlamentswahl.
 
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.