Der US-Präsident rudert nach dem skandalträchtigen Schlagabtausch gegen Biden bei einem Sager kräftig zurück.
US-Präsident Donald Trump ist nach seinem scharf kritisierten Aufruf an eine rechtsradikale Gruppe, sich "bereit zu halten", zurückgerudert. "Sie müssen sich zurückziehen und die Polizei ihre Arbeit machen lassen", sagte Trump am Mittwoch in Washington. Zugleich beteuerte der Präsident, er kenne die gewaltbereite Gruppierung Proud Boys nicht, die er noch am Vorabend namentlich erwähnt hatte: "Ich weiß nicht, wer die Proud Boys sind."
Trump hatte sich am Dienstagabend beim TV-Duell mit seinem Wahl-Herausforderer Joe Biden direkt an die rechtsradikale Gruppe gewandt: "Proud Boys - haltet euch zurück und haltet euch bereit." Der Präsident reagierte damit auf die Frage des Moderators, ob er bereit sei, sich von rassistischen Gruppen zu distanzieren - und löste empörte Reaktionen unter anderem von Bürgerrechtsaktivisten aus. Wofür sich die Proud Boys (Deutsch etwa stolze Burschen) genau "bereit" halten sollten, ließ Trump offen.
Die am Dienstagabend geäußerten Worte ("stand back and stand by") sind auf Englisch sehr ähnlich zu dem Ausdruck, den Trump am Mittwoch verwendete ("stand down"), um rechte Gruppierungen aufzufordern, sich zurückzuziehen und die Polizei ihre Arbeit machen zu lassen.
Am Rande von Anti-Rassismus-Protesten in den vergangenen Monaten ist es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen - und zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen rechten Gruppierungen und linken Aktivisten unter anderem der antifaschistischen Antifa-Bewegung.
Trump hat es in den vergangenen Jahren immer wieder abgelehnt, sich klar von rassistischen Gruppierungen zu distanzieren. Am Mittwoch sagte der rechtspopulistische Präsident auf eine entsprechende Journalistenfrage, er habe immer "jede Form davon verurteilt". Er kritisierte dann aber umgehend wieder die Antifa, die er in den vergangenen Monaten regelmäßig für Gewalt am Rande der Black-Lives-Matter-Proteste verantwortlich gemacht hat.
Kritiker werfen Trump vor, vor der Präsidentschaftswahl am 3. November gezielt die Spannungen in dem Land zu schüren. Beobachter warnen vor möglicher Gewalt durch rechtsradikale bewaffnete Milizen, sollte der Amtsinhaber die Wahl verlieren und eine Niederlage nicht anerkennen. In Umfragen liegt Trump seit Monaten hinter seinem Herausforderer Biden von den oppositionellen Demokraten.