ÖSTERREICH-Reporterin Larissa Eckhardt an der polnisch-belarussischen Grenze.
Kuznica. Dichter Nebel, Wald und eisige Temperaturen: Im Grenzort Kuznica zwischen Polen und Belarus wurde eine Sicherheitszone eingerichtet und der Ausnahmezustand ausgerufen. Journalisten wird der Zutritt verwehrt, auch Hilfsorganisationen dürfen nicht zu den Tausenden Migranten, die von Belarus mit Touristenvisa hierher geschleust wurden. Im Auftrag des weißrussischen Diktators Lukaschenko – um Druck auf die EU auszuüben.
Frauen, Kinder, ganze Familien hausen seit Wochen in Behelfscamps. Es herrschen Minusgrade, gibt keine Hygiene, keine medizinische Versorgung. Videos von hustenden und blutenden Menschen werden von den Flüchtlingen via Facebook und WhatsApp verschickt. Die Flüchtlinge sind im schmalen Niemandsland zwischen Belarus und Polen gefangen. Immer wieder kommt es zu Durchbruchsversuchen am Grenzzaun. Die polnischen Soldaten antworten mit Tränengas.
Machtkampf. Belarus-Diktator Lukaschenko, dessen Wahlsieg von der EU nicht anerkannt wird, beschimpft Europa als „Bastarde“, droht sogar mit dem Abdrehen des Gashahns. Die Erdgasleitung „Jamal“ führt aus Sibirien durch Belarus bis nach Baumgarten (NÖ): „Wir versorgen Europa mit Wärme, aber sie drohen damit, die Grenze zu schließen. Und was ist, wenn wir dort das Erdgas abstellen?“, drohte Lukaschenko am Donnerstag Europa mit einem Kältewinter. Die EU hatte zuvor neben den Sanktionen weitere Strafmaßnahmen gegen Personen und Organisationen angekündigt.
Meiste Schlepper in Deutschland
Viele Menschenschmuggler, die in Polen agieren, leben in Deutschland.
Berlin. Die Mehrzahl der festgenommenen Schlepper, die Migranten aus Belarus via Polen bei der Flucht in die EU unterstützen, haben ihre „Zentrale“ in Deutschland. Das berichtet die Welt. In den meisten Fällen stammen die Fahrer aus Drittstaaten wie dem Iran, Irak, Syrien oder Türkei, die in Deutschland wohnen, heißt es in einem EU-Dokument.