Live aus dem Bebengebiet: Was Österreicher erlebten, als die Erde wackelte. Erschreckend: Es gibt weiter keine Verbindung nach Concepcion.
„Plötzlich bin ich aufgewacht und das ganze Haus hat gebebt. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr sich ein Gebäude bewegen kann. Ich hatte Angst“, sagt Rudolf Lenhart zu ÖSTERREICH. Drei Tage nach dem Erdbeben, das fast 1.000 Menschen in den Tod riss, ist auch bei dem Wiener die Erinnerung allgegenwärtig. Seit 2007 arbeitet er als Hilfskoordinator in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile.
Augenzeuge: „Es hat sich wie Stunden angefühlt“
„Es
ist mir wie Stunden vorgekommen, obwohl es nur 30 Sekunden dauerte“, sagt
Lenhart. Ältere
Gebäude am Stadtrand sind in sich zusammengestürzt, Autobahnen
sind seither unpassierbar und der Strom ist drei Tage lang ausgefallen.
„Benzin ist knapp, bei den Tankstellen gibt es lange Schlangen.“
Ministerium: Keine Opfer aus Österreich in Santiago
Der
Handelsdelegierte Clemens Machal war am Montag gerade mit den
Aufräumarbeiten im Büro beschäftigt. Er sagt: „Es gab überhaupt keine
Warnungen, das Beben kam für uns alle unerwartet. Seit Sonntag ist das
Militär im Einsatz. Erst seit kurzem haben wir wieder Strom und Wasser. Wir
haben Bekannte im Süden, die wir aber nicht erreichen.“
Lenhart und Machal hatten Glück – sie sind unverletzt und haben überlebt. So wie die beiden dürften rund 50 Österreicher im Raum Santiago „wohlauf“ sein. Peter Launsky-Tieffenthal vom Außenministerium: „Wir haben mit den Österreichern Kontakt aufgenommen und erhielten von allen positive Rückmeldungen.“
Am schlimmsten betroffen ist die Küstenstadt Conception. „Es laufen Bemühungen, Kontakt zu dortigen Bürgern aufzustellen. Ob und wie viele Österreicher sich dort aufhalten, ist aber unklar“, sagt Launsky-Tieffenthal. Einer, der dort die Katastrophe überlebte, ist der Kärntner Gerhard Bacher. Seine Familie in Feistritz an der Drau zitterte stundenlang, bis die rettende SMS kam: „Wir sind alle unverletzt. Macht euch keine Sorgen.“
Keine Flüge: Österreicher sitzen auf Osterinsel fest
Weil
der Flughafen in Santiago teilweise zerstört ist, fallen Dutzende Flüge aus
– davon betroffen sind Hunderte Urlauber.
Der Salzburger Hermann Hinterhölzl ist einer von sechs Österreichern, die auf der Osterinsel festsitzen. „Auch bei uns bebte die Erde, alle mussten in der Nacht auf einen Berg. Die Mädchen der Rezeption sind einfach weggelaufen. Wir sind aber nicht verletzt und in Sicherheit, das ist das Wichtigste. Aber wir wissen noch immer nicht, wann wir zurückfliegen. Wir sitzen fest.“
Chiles Regierung setzt 10.000 Soldaten in Marsch, um Plünderungen
nach dem Megabeben (8,8 nach Richter) zu stoppen. Hunger, Gewalt
und Chaos eskalieren in der schwer getroffenen Küstenstadt Conception.
„Die Lage ist außer Kontrolle“, warnte die Bürgermeisterin. Horden an
Plünderern fegten alle Supermärkte leer, karrten Lebensmittel und
Elektrogeräte davon. |