China

So lief Chens abenteuerliche Flucht

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US-Diplomaten lieferten sich wilde Verfolgungsjagd in Peking.

Zu den Umständen der spektakulären Flucht des chinesischen Bürgerrechtlers Chen Guangcheng in die US-Botschaft in Peking liegen nun detaillierte Angaben vor. Wie die "New York Times" am Freitag unter Berufung auf Chens Unterstützer und einen US-Beamten berichtete, kletterte der blinde 40-jährige Aktivist zunächst über mehrere Mauern, um sein streng bewachtes Haus in der Provinz Shandong zu verlassen. Dabei verletzte er sich insbesondere am Fuß. Von einem Freund wurde er dann per Auto in die mehrere hundert Kilometer entfernte Hauptstadt gefahren.

Versteckspiel in Peking
In Peking wechselte Chen mehrfach die Unterkunft und wurde von seinen Unterstützern von Haus zu Haus gebracht. Ein Freund kontaktierte dann laut "NYT" die US-Botschaft und erklärte, Chen habe sich schwer am Fuß verletzt und benötige Hilfe. Der Rechtsberater des US-Außenministeriums, Harold Koh, der sich gerade in Peking auf der Durchreise befand, beriet daraufhin mit ranghohen US-Beamten und entschied, dass Chen kurzfristige humanitäre Hilfe bekommen könnte.

Verfolgungsjagd
Dem Zeitungsbericht zufolge wurde anschließend vereinbart, dass die US-Botschaft einen Wagen schicken würde, der Chen einige Kilometer vom Botschaftsgelände entfernt abholen sollte. Chen selbst sollte ebenfalls mit einem Auto an dem vereinbarten Ort eintreffen. Zum Zeitpunkt des Treffens entdeckten die US-Beamten jedoch zwei Fahrzeuge der chinesischen Behörden - eines folgte dem US-Botschaftswagen, eines dem Auto von Chen. Chens Wagen sei dann in eine Seitenstraße gefahren, der Botschaftswagen seitlich daneben, und der blinde Aktivist sei dann buchstäblich in das US-Auto geworfen worden.

Den US-Beamten gelang es dem Bericht zufolge, ihre Verfolger abzuschütteln und die Botschaft ohne Zwischenfälle zu erreichen. Sobald Chen in Sicherheit war, lehnte die Botschaft jeglichen Kommentar zu seinem Aufenthaltsort ab, laut "NYT" wurde jedoch hinter den Kulissen mit den chinesischen Behörden verhandelt, insbesondere mit Vize-Außenminister Cui Tiankai. Laut "NYT" brach US-Botschafter Gary Locke eigens einen Urlaub auf Bali ab, um sich an den Gesprächen zu beteiligen. Er habe sich auch mehrere Stunden täglich mit Chen unterhalten.

Chen war am 22. April aus Shandong geflohen. Am Mittwoch verließ er die US-Botschaft nach Zusicherungen der chinesischen Behörden, ihm einen sicheren Aufenthaltsort zu gewähren. Derzeit befindet er sich in einem Pekinger Krankenhaus, fühlt sich dort aber bedroht und fordert eine Ausreise in die USA.

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