Russlands Truppen verfügen über rund 2.840 Panzer, rund dreimal so viele wie die ukrainischen
Das ukrainische Militär ist Russland zahlenmäßig weit unterlegen und auch die Waffen halten einem Vergleich nicht stand. Dennoch dürften die Soldaten der Ukraine nach Einschätzung von Militärexperten dem russischen Einmarsch erbitterten Widerstand leisten und den russischen Truppen schwere Verluste bereiten. Die Armee ist inzwischen besser ausgerüstet und vorbereitet als 2014, als Russland die Krim kampflos annektiert hatte. Im Folgenden eine Übersicht:
WELCHE TRUPPENSTÄRKE HAT DAS MILITÄR AUF BEIDEN SEITEN?
Die meisten Fachleute schätzen, dass Russland mehr als 100.000 Soldaten an der ukrainischen Grenze zusammengezogen hat, dazu kommen weitere russische Truppen in Belarus. Insgesamt kommt die russische Armee auf etwa 280.000 Soldaten, die gesamten Streitkräfte auf 900.000.
Die Ukraine strebt im Gegenzug dazu an, ihre Truppen auf 361.000 Personen aufzustocken; Präsident Wolodymyr Selenskyj habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, erklärte der Ministerpräsident zuletzt. Dazu kommen rund 900.000 Reservisten und Freiwilligenverbände. Die meisten erwachsenen Männer in der Ukraine verfügen zumindest über eine militärische Grundausbildung. Das Militär hat zudem seit 2014 Kampferfahrung im Donbass gesammelt und gilt als hoch motiviert.
WIE SIEHT ES MIT DER AUSRÜSTUNG AUS?
Zwischen 2010 und 2020 verdreifachte die Ukraine ihre Verteidigungsausgaben; 2020 lagen diese bei 4,3 Milliarden Dollar. Das entspricht gerade einmal einem Zehntel des russischen Etats. Insbesondere die Luftabwehr ist nach Einschätzung von Militärexperten schwach. Russland dürfte zudem seine Übermacht bei der elektronischen Kriegsführung nutzen und die Kommunikation im ukrainischen Militär stören.
Russlands Truppen verfügen über rund 2.840 Panzer, rund dreimal so viele wie die ukrainischen. Diese können dafür auf panzerbrechende Waffen zugreifen, darunter Panzerabwehrwaffen aus US-Produktion, sowie Flugabwehrgeschütze.
WIE HILFT DER WESTEN DEM UKRAINISCHEN MILITÄR?
Westliche Staaten haben Waffen in die Ukraine geliefert, auch wenn das der Regierung in Kiew nicht ausreicht. So haben die USA seit 2014 mehr als 2,5 Milliarden Dollar an Militärhilfe geleistet und Patrouillenboote, gepanzerte Fahrzeuge, Gewehre, Drohnen, Radarsysteme oder Nachtsichtgeräte zur Verfügung gestellt. Die Türkei schickte Drohnen, die gegen Separatisten im Osten zum Einsatz kamen. Großbritannien lieferte Panzerabwehrgeschütze und entsandte Spezialisten zum Training. Dazu kommen gepanzerte Fahrzeuge. Auch die baltischen Staaten und Tschechien beteiligten sich an der Militärhilfe. Deutschland hat Waffenlieferungen bisher ausgeschlossen, beteiligt sich aber finanziell an der Ausbildung und am Bau eines Lazaretts.
KÖNNTE RUSSLAND EINE INVASION LEISTEN?
Viele Militärexperten halten das für unwahrscheinlich, weil es dann zu einem langen und schwierigen Krieg mit schweren Verlusten käme. Sie gehen vielmehr davon aus, dass Russland sich für Luftschläge entscheidet, möglicherweise die Besetzung von einzelnen Landstrichen, und gegen Bodenkämpfe um die großen Städte. Eine Option wäre es, vom Donbass aus nach Süden und Westen vorzurücken, um eine Verbindung zur Krim und zum Schwarzen Meer zu schaffen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass russische Truppen aus Belarus vom Norden aus angreifen.