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Kampf um Mossul

Sturm auf die letzte IS-Hochburg

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Die Entscheidungsschlacht im Kampf gegen den IS im Irak läuft. 30.000 Mann rücken vor.

Seit Montag, vier Uhr früh, greifen Soldaten der Allianz von mehreren Seiten die nordirakische Metropole an. Bereits kurz nach Beginn der Offensive ­eroberten kurdische Peschmerga-Einheiten sieben Dörfer 40 Ki­lometer nördlich von Mosul. Gleichzeitig flogen US-Militärjets, Drohnen und Helikopter gezielt massive ­Angriffe gegen IS-Stellungen an allen Einfahrtsstraßen nach Mosul.

Panzer rückten vor, und Iraks Regierungschef Haidar al-Abadi zeigte sich im Staats-TV: „Die Stunde des Sieges hat geschlagen. Die Operation zur Befreiung von Mosul hat begonnen.“

Terrorregime. 2014 hat die IS-Miliz die nordirakische Stadt in einem Blitzangriff erobert. Hier zeigte sich auch Abu Bakr al-Baghdadi, Anführer der Islamisten, das bisher einzige Mal in der Öffentlichkeit. In der Großen Moschee von Mosul rief er weltweit alle Muslime zum Kampf gegen die Ungläubigen auf. Die Scharia, das islamische Gesetz, wurde in der einstigen Kulturmetropole und zweitgrößten Stadt des Iraks, ausgerufen. Frauen dürfen nicht mehr allein das Haus verlassen, „Ungläubige“ werden hingerichtet, Homosexuelle von Hochhäusern in den Tod gestoßen.

Zahlenmäßig ist das Bündnis den Islamisten haushoch überlegen, aber niemand kann die wirkliche Kampfkraft der IS-Schergen einschätzen. Die ganze Stadt ist mit Sprengfallen versehen: „Auch verwenden sie Frauen und Kinder als lebende Schutzschilde“, sagt Sadi Ahmed Pi­re, ehemaliger irakischer Prä­sidentenberater, zu ÖSTERREICH.

Autor: Karl Wendl

Ex-Minister: "Frauen und Kinder als Geiseln"

ÖSTERREICH: Sie haben in Wien studiert und waren irakischer Präsidentenberater. Wie sehen Sie die Offensive?

Sadi Ahmed Pire: Ich denke, sie wird nicht sehr lange dauern. IS-Terroristen aus anderen Landesteilen können nicht zu Hilfe kommen, die Stadt ist von unseren Truppen abgeriegelt. Wir haben aber Informationen, dass die Terroristen Frauen und Kinder als Geiseln genommen haben und sie als Schutzschilde verwenden.

ÖSTERREICH: Wie kampfstark sind die IS-Milizen in der 1,5-
 Millionen-Einwohner Stadt?

Pire: Das sind rund 4.500 bis 5.000 Mann, etwa 1.000 davon sind Ausländer. Etwa 20 Prozent davon sind irakische Stammesangehörige, etwa 40 Prozent Gefolgsleute des alten Saddam-Regimes. Der Rest sind islamistische Fanatiker diverser Gruppen.

ÖSTERREICH: Steht die Bevölkerung von Mosul hinter IS?

Pire: Mosul war eine offene kulturelle Metropole, ich habe dort gelebt. Seit die Is­lamisten dort regieren, gelten die Gesetze der Scharia: Zwangsverheiratung, Frauen dürfen die Häuser nicht verlassen etc. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen weiter so leben wollen.

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