"Bonnie" schwächt ab

Sturm vorbei: Ölpest-Kampf geht weiter

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Die abgezogenen Schiff eilen zurück in den Golf von Mexiko.

Im Golf von Mexiko hat ein Katz- und Maus-Spiel mit dem Wetter begonnen: Nachdem Tropensturm "Bonnie" sich bereits am Samstag zum Tiefdruckgebiet abgeschwächt hatte, nahmen die Einsatzkräfte ihren Kampf gegen die Ölpest eilends wieder auf. Die vorsorglich abgezogenen Schiffe kehrten noch am gleichen Tag zum defekten Bohrloch zurück. Der nächste Sturm ist während der laufenden Hurrikansaison allerdings nur eine Frage der Zeit.

Sirenen außer Funktion
Doch nicht nur die Aufräumarbeiten, auch die Ermittlungen im Fall der Umweltkatastrophe gehen voran. Als die Bohrinsel "Deepwater Horizon" vor gut 14 Wochen explodierte und unterging, war eine Alarmanlage offenbar teilweise abgeschaltet. Das System sei am Tag des Unglücks zwar eingeschaltet gewesen, um mögliche Brände sowie explosive und giftige Gase anzuzeigen, doch seien Sirenen und optischer Alarm außer Funktion gesetzt gewesen, sagte der Techniker Mike Williams am Freitag vor einer Kommission zur Untersuchung von Unfällen auf See in Kenner, Louisiana. Ihm sei gesagt worden, BP wolle nicht, dass Mitarbeiter auf der Bohrinsel wegen eines Fehlalarms nachts geweckt würden.

Bei dem Unglück am 20. April kamen elf Arbeiter ums Leben. Bis zur provisorischen Schließung des Lecks mit einer gigantischen Verschlusskappe in der vergangenen Woche strömten bis zu 700 Millionen Liter Öl ins Meer.

Schlamm und Zement in Bohrloch
Diesen Ölschlamm zu beseitigen ist nun Aufgabe der Einsatzkräfte, die sich einen Wettlauf mit der Zeit liefern. "Bis zum Ende der Hurrikansaison spielen wir Katze und Maus mit dem Wetter", sagte der von der US-Regierung eingesetzte Krisenmanager, Thad Allen. Zwar könnte die am Mittwoch ausgesetzte Entlastungsbohrung früher als erwartet wieder aufgenommen werden, dennoch habe man insgesamt mindestens eine Woche verloren.

Bis kommenden Freitag soll in einer ersten von zwei Phasen Schlamm und Zement mit Hochdruck in das defekte Bohrloch geschossen werden. Danach folgen weitere Entlastungsbohrungen und noch mehr Schlamm und Zement zur endgültigen Schließung der Quelle. Das werde wohl bis Mitte August dauern. Doch angesichts der Hurrikansaison, die noch bis Ende November dauert, seien auch weitere Evakuierungen und damit Verzögerungen nicht ausgeschlossen.

Ölklumpen lösen sich auf
In den vergangenen zehn Jahren gab es während der Hurrikansaison durchschnittlich fünf große Stürme im Golf von Mexiko. Dieses Jahr wurden mit Tropensturm "Bonnie" und Hurrikan "Alex" bisher erst zwei ausgestanden. Zudem hat die Saison Ende Juni ungewöhnlich früh eingesetzt. "Statistisch gesehen haben wir den ersten Hurrikan nicht vor dem 10. August", sagte ein Sprecher des Nationalen Hurrikanzentrums in Miami, Dennis Feltgen.

Das Tiefdruckgebiet hatte möglicherweise auch eine positive Wirkung. Durch das aufgewühlte Meer könnten beispielsweise die Ölklumpen aufgelöst worden sein, sagte die Leiterin des Nationalen Amts für Ozean und Atmosphäre, Jane Lubchenco. Auch die Einsatzkräfte sahen eine gute Probe für den Ernstfall. "Wir hatten einen Plan, den wir problemlos ausführen konnten", sagte ein Leiter des Aufräumdienstes an Land, Joe Kramer. 260 Menschen waren mit der vorsorglichen Evakuierung beschäftigt gewesen und alles sei reibungslos verlaufen.

Trotz der Ölpest setzten Biologen seit Juni tausende junge Schildkröten an der Küste von Texas aus. Die US-Behörde für Fisch und Wildtiere setzt im Golf von Mexiko jedes Jahr in Brutkästen gezüchtete Karibische Bastardschildkröten aus, weil die Art stark gefährdet ist. Die texanische Küste ist bisher weitgehend frei von Öl. Die Experten gehen davon aus, dass der Ölteppich auch weiter östlich beseitigt sein wird, bis die jungen Schildkröten die derzeit noch verseuchten Gewässer erreichen.

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