Ein dramatischer Hilfeaufruf des UN-Kinderhilfswerks.
Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat das Leid einer ganzen Generation syrischer Kinder beklagt und einen dramatischen Hilfeaufruf gestartet. "Millionen Kinder in Syrien sehen ihre Vergangenheit und ihre Zukunft verschwinden", hieß es am Dienstag in einem in Genf vorgestellten Bericht zum zweiten Jahrestag des Beginns des Konflikts in Syrien. Mit jedem Tag des Bürgerkriegs steige das Risiko einer "verlorenen Generation". Dem Hilfswerk zufolge sind in Syrien mehr als zwei Millionen Kinder von dem Konflikt betroffen und benötigten dringend Hilfe. Jede fünfte Schule sei zerstört worden.
UNICEF hatte den finanziellen Bedarf zur humanitären Hilfe von Frauen und Kindern, die in Syrien sowie in den Nachbarländern als Flüchtlinge von dem Bürgerkrieg betroffen sind, bis Ende Juni auf 195 Millionen Dollar (knapp 150 Millionen Euro) beziffert. Davon seien seitens der internationalen Gemeinschaft erst rund 20 Prozent zur Verfügung gestellt worden, heißt es in dem UN-Bericht. Sollte sich die Lage nicht rasch verbessern, sei UNICEF gezwungen, möglicherweise bereits Ende März Hilfeleistungen wie Impfungen, Trinkwasserlieferungen und die Versorgung von Säuglingen zu reduzieren.
Die von der Gewalt in Syrien betroffenen Kinder seien "schrecklichen Gefahren" ausgesetzt, erklärte UNICEF-Chef Anthony Lake in dem Bericht. Sie würden zu Waisen gemacht, selbst schwer verletzt und lebten in ständiger Angst vor Angriffen. Unzählige Kinder seien schwer traumatisiert, da sie mit angesehen hätten, wie Familienmitglieder getötet worden seien. Sie seien außerdem Opfer von sexueller Gewalt, Folter und willkürlicher Haft und würden als Kindersoldaten rekrutiert, erklärte UNICEF.
Bei dem Konflikt in Syrien, der mit einer Revolte gegen die Regierung von Präsident Bashar al-Assad begonnen hatte und sich mittlerweile zu einem Bürgerkrieg ausweitete, wurden in den vergangenen zwei Jahren laut Schätzungen mehr als 70.000 Menschen getötet. Wie viele Kinder unter den Todesopfern sind, ist nicht bekannt. Eine Million Zivilisten verließ wegen der Gewalt bereits das Land, laut UNICEF sind die Hälfte davon Kinder.