Serbien

Tadic bei hungerstreikendem Nikolic

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Der Staatspräsident hat den Oppositionsführer besucht.

Der serbische Präsident Boris Tadic hat am Sonntagnachmittag den im Hungerstreik befindlichen Oppositionspolitiker Tomislav Nikolic besucht. Der Chef der Serbischen Fortschrittlichen Partei (SNS) will die serbische Regierung durch seine Aktion dazu bewegen, im Dezember vorgezogene Parlamentswahlen abzuhalten.

Geheime Vieraugen-Gespräche
Tadic, der gleichzeitig Vorsitzender der regierenden Demokratischen Partei (DS) ist, traf laut dem TV-Sender "B-92" am späten Nachmittag unangekündigt im Parlament ein, wo Nikolic seinen Hungerstreik durchführt. Wie der Sender berichtete, führten die zwei Politiker Gespräche unter vier Augen. Die Ergebnisse waren zuerst nicht bekannt.

Tadic hatte in den vergangenen Tagen wiederholt wissen lassen, dass man über die Ausschreibung von Neuwahlen erst nach dem Erhalt vom Status eines EU-Beitrittskandidaten diskutieren könne. Die Behörden hoffen, dass dies im Dezember geschehen wird. Die Wahlen wären in diesem Fall frühestens Mitte Jänner möglich.

Seit gestern ohne Nahrung
Nikolic nimmt seit Samstag früh weder Nahrung noch Wasser zu sich. Sein Gesundheitszustand wurde am Sonntagnachmittag von Ärzten, die ihn periodisch untersuchen, als "zufriedenstellend" bezeichnet. Parteifreunde drängten laut Medienberichten den Politiker unterdessen dazu, sich ins Krankenhaus zu begeben. Nach Meinung von Ärzten könnten wegen des Wasserentzuges sehr bald seriöse Gesundheitsprobleme eintreten.

Sein Hungerstreik sei nicht nur mit einer so banalen Frage zu verknüpfen, wie dies die vorgesetzten Wahlen seien. Es handle sich um einen Streik für Serbien, erklärte Nikolic und nannte die gesamten gesellschaftlichen Beziehungen, die Arroganz und den Hochmut der Behörden, und den schlechten Lebensstandards als Argumente für den drastischen Protest.

Parteifreunde und Partner machen mit
Dem Hungerstreik schlossen sich unterdessen in Nis und Valjevo einige SNS-Funktionäre und Bündnispartner an. Die Partei will ab Montag neue Proteste, zuerst in Belgrad, danach anderswo im Lande organisieren.

Man werde sich auf dem Pfad von Zitaten des ermordeten serbischen Premiers Zoran Djindjic bewegen, kündigte der SNS-Vizechef Aleksandar Vucic unter Hinweis an, dass Djindjic im Ringen gegen das Regime von Slobodan Milosevic Anfang 2000 zu "bürgerlichem Ungehorsam" aufgerufen habe. Vucic war als Spitzenfunktionär der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei (SRS) damals Informationsminister.

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