New Yorks Bürgermeister Bloomberg gab bekannt, dass die Bombe entschärft wurde.
Der von zehntausenden Menschen besuchte Times Square in New York ist nur knapp einer Katastrophe entgangen. Polizisten entdeckten auf der Vergnügungsmeile im Herzen Manhattans am Samstagabend eine Autobombe, die nach einer Fehlzündung noch qualmte. "Wir sind sehr glücklich, dass Dank eines aufmerksamen New Yorkers und eines mutigen Polizisten ein tödliches Ereignis abgewendet werden konnte", sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg.
Times Square evakuiert
Das Auto, ein dunkler Nissan Pathfinder,
stand mit getönten Scheiben auf dem bunt erleuchteten Times Square direkt
vor einer Filiale der Bank of America. Der Geländewagen parkte mit laufendem
Motor in der Nähe des Musical-Show "König der Löwen".
Die Nummernschilder aus dem Bundesstaat Connecticut passten nicht zum
Fahrzeug.
Verdächtiger Rauch
Ein Straßenverkäufer, laut Bloomberg
Vietnam-Veteran, hatte einen berittenen Polizisten auf Rauch aufmerksam
gemacht, der aus einer Kiste auf dem Rücksitz des Geländewagens kam. Der
Beamte roch Schießpulver und rief sofort Verstärkung. Während die Polizei
das Auto sicherte, liefen Frauen in Abendkleidern auf den Straßen entlang.
Es war eine der wärmsten Nächte des Jahres und der Abend mit den meisten
Besuchern der Woche für die Broadway-Theater.
Bloomberg war bei der eilig einberufenen Pressekonferenz direkt am Tatort noch im Abendanzug mit weinroter Fliege. "Die Experten der Polizei haben bestätigt, dass es sich wie befürchtet um einen Sprengsatz handelt", teilte er mit.
Bomben Bauteile
Nach seinen Angaben wurde in dem Geländewagen
eine Sprengvorrichtung mit drei Propangasflaschen und zwei Benzinkanistern
mit jeweils 5 Gallonen (18,9 Liter) gefunden, zudem Feuerwerkskörper, Drähte
und Batterien. "Das hätte eine Explosion und ein enormes Feuer geben
können", sagte Bloomberg. Polizei und FBI sollen jetzt die
Hintergründe klären. "Wir haben keine Ahnung, wer das getan
hat - und warum." Aktuell wird vermutet, dass es sich um die Tat eines
Einzelnen gehandelt haben dürfte.
Die Polizei riegelte den Platz weiträumig ab. Tausende Menschen kamen nicht in die Broadway-Theater oder in ihre Hotels. Acht Stunden lang war der sonst zu den belebtesten Plätzen der Welt zählende Times Square mit seinen bunten Leuchtreklamen menschenleer. Während die Touristen an den Absperrgittern Fotos der anrückenden Polizei- und Krankenwagen machten, wurde der Wagen zuerst von einem Roboter geöffnet. Dann untersuchten Experten in gepanzerten Schutzanzügen den Sprengsatz.
Kameras auswerten
New Yorks Polizeichef Raymond Kelly sagte,
dass der Wagen um 18.28 Uhr von einer Überwachungskamera gefilmt wurde. Ein
Fahrer sei auf den Bildern aber nicht erkennbar. Jetzt würden weitere
Überwachungsvideos gesichtet, das sollte aber Stunden dauern. "Wenn
ein Terrorist gefasst wird, dann hat er immer einen Stadtplan von New York
bei sich", sagte Bloomberg. "Das habe ich gerade heute Abend in
Washington gesagt und dies hier ist eine weitere Erinnerung an die Gefahr,
der wir gegenüberstehen."
"Die Stadt ist sicher", betonte der Bürgermeister. Dennoch rief er alle New Yorker und Touristen auf, aufmerksam zu sein und der Polizei zu helfen. "Es gilt weiterhin, was schon bisher galt: Siehst Du etwas, sage etwas!" Auch der Polizeichef bat um Hinweise. Der Sicherheitsexperte und frühere New Yorker Polizist Thomas Ruskin rief Touristen auf, ihre Urlaubsvideos von dem Abend durchzusehen. Möglicherweise sei bei der großen Zahl der Bilder und Filme, die auf dem Times Square geschossen werden, auch der Verdächtige zu sehen.
Times Square
Der Times Square an der Schnittstelle des Broadways
mit der siebten Avenue in Manhattan ist das Herz des Musical- und
Theaterdistrikts und damit jede Nacht das Ziel Zehntausender New Yorker und
Touristen. Jedes Jahr feiern auf dem Times Square Hunderttausende Silvester.
Kurz vor dem letzten Jahreswechsel hatte die Polizei schon einmal ein
verdächtiges Auto auf dem Platz gefunden. Der Verdacht stellte sich aber als
unbegründet heraus.
Obama informiert
US-Präsident Barack Obama wurde nach Angaben
seines Sprechers Robert Gibbs über den versuchten Anschlag informiert. Obama
habe die schnelle Reaktion der New Yorker Polizei gelobt und seinen
stellvertretenden Sicherheitsbeauftragten John Brennan damit beauftragt, die
Ermittlungen zu unterstützen.
Das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen IntelCenter nannte den Bombenfund ein "bedeutendes Terrorereignis". Noch sei es allerdings zu früh zu sagen, ob radikale Islamisten mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida hinter der Tat stünden. Der Anschlag könne auch von einer regierungsfeindlichen US-Gruppe oder einem Einzeltäter ohne islamistischen Hintergrund geplant worden sein.
Terror in New York
Am 11. September 2001 war New York Schauplatz
der schlimmsten Terroranschläge in der US-Geschichte. Islamistische
Terroristen rammten zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade
Centers, fast 3000 Menschen starben. Seitdem lösten Anschlagspläne immer
wieder Terrorangst in der Metropole aus. Im Februar bekannte sich ein
Einwanderer aus Afghanistan schuldig, gemeinsamen mit Komplizen im Auftrag
von Al-Kaida ein Attentat auf die New Yorker U-Bahn vorbereitet zu haben. Im
vergangenen Jahr standen vier Männer vor Gericht, weil sie einen
Bombenanschlag auf eine Synagoge im New Yorker Stadtteil Bronx sowie
Raketenangriffe auf Flugzeuge geplant haben sollen.