Der Neonazi-Terrorist von Hanau stand wochenlang in Kontakt mit einem Niederösterreicher.
Tobias R. (43) richtete – wie berichtet – in der Nacht zum Donnerstag in Hanau bei Frankfurt ein Blutbad an. Er erschoss in zwei Shisha-Bars und bei einem Schnellimbiss neun Personen, darunter mehrere türkische Staatsbürger, verletzte fünf lebensgefährlich. Danach fuhr er heim, tötete seine Mutter (72) und richtete sich selbst. Motiv für den Wahnsinn mit 11 Toten: Rassenhass.
Vor der Tat postete der ehemalige Bankkaufmann im Netz ein Video, in dem er auf Englisch sagte: „Es ist Zeit zu kämpfen.“ Zugleich veröffentlichte er auf seiner Website ein 24-seitiges Horror-Manifest voller Rassismus, Hass auf Ausländer und mit wirren Verschwörungstheorien: „Völker wie Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Israel, die komplette saudische Halbinsel, Türkei, Irak, Afghanistan bis hin zu den Philippinen müssen vernichtet werden“, schreibt er. Das nennt er „Grobsäuberung“. Am Ende postet er: „Gäbe es einen Knopf, um Milliarden auszulöschen, ich würde diesen drücken.“
Anzeigen bei Polizei, Mails nach Niederösterreich
Mehrere Schreiben. ÖSTERREICH liegen Manifest und Video vor. Weinerlich beschreibt er auf 24 eng bedruckten Seiten, weshalb er nie eine Frau bekam, welche Hollywoodfilme er gut findet, warum er Türken, Kurden und Marokkaner hasst. Er schildert in wirren Bildern, dass er sich seit Jahren vom deutschen und amerikanischen Geheimdienst überwacht und verfolgt fühlt. Auch fantasierte er, dass in „Amerika unterirdische Militäreinrichtungen existieren, in denen Kinder misshandelt und getötet werden“.
Österreicher wird namentlich im Manifest genannt
Mehrmals zeigte der Mörder bei der deutschen Polizei an, dass er von Geheimdiensten verfolgt werde. Weil sich niemand um „sein Anliegen kümmerte“, wandte er sich letztlich an den Niederösterreicher Bernd Gloggnitzer.
Der Ternitzer wird sogar namentlich im Manifest genannt. Er glaubte, Gloggnitzer sei ein Detektiv, könne ihm im Kampf gegen die „Verschwörer helfen“ (siehe rechts).
Der „Intuitionstrainer“ lehnte jedoch ab, wollte mit dem Spinner aus Hanau nichts zu tun haben: „Ich bin geschockt, seit ich erfahren habe, was passiert ist. Das habe ich nicht ahnen können.“
Gloggnitzer: "Mir war klar, das ist ein totaler Spinner"
ÖSTERREICH: Sie werden im Manifest des Mörders namentlich erwähnt, warum standen Sie mit dem Killer in Kontakt?
Bernd Gloggnitzer: Ich wurde wohl von einem Privatdetektiv in Deutschland empfohlen. Der Täter von Hanau fühlte sich von Geheimdiensten überwacht. Am 13. Dezember hat er schließlich via Mail bei uns angefragt, ob wir ihm helfen können. Er hat auch seine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft mitgeschickt. Ich habe darauf nicht geantwortet. Mir war gleich klar, das ist ein Spinner. Ich will mit solchen Leuten nichts zu tun haben.
ÖSTERREICH: Was stand in der Strafanzeige?
Gloggnitzer: 19 Seiten wirres Zeug, er hüpft von einer Verschwörungstheorie zur nächsten. Ich hab das gar nicht zur Gänze gelesen. Wir kriegen öfter Anfrage von solchen Leuten. Erst habe ich gar nicht geantwortet. Darauf schrieb er abermals. Erst danach habe ich hab zurückgeschrieben, dass ich ihm nicht helfen kann. Der Fall sei zu komplex, schrieb ich.
ÖSTERREICH: Wann meldete er sich zum letzten Mal?
Gloggnitzer: Am 6. Jänner. Er glaubte wohl, ich sei ein Detektiv. Wir machen aber bloß Schulungen, wie Personen im Berufsleben intuitiver und kreativer werden können. Ich bin schockiert, was passiert ist …Karl Wendl