Der US-Präsident scheint die Flüchtlingspolitik Australiens einfach nicht zu verstehen.
US-Präsident Donald Trump tut sich schwer, das australische Modell zur Abwehr von Bootsflüchtlingen zu verstehen. "Worum geht es da bei den Booten? Warum diskriminiert ihr Boote?", fragte Trump den australischen Premier Malcolm Turnbull in einem Telefonat im Jänner, nachdem ihm dieser mehrfach die Nulltoleranzpolitik Canberras zu erklären versucht hatte.
Die "Washington Post" hatte am Donnerstag das komplette Transkript des hitzigen Telefonats zwischen Trump und Turnbull veröffentlicht, in dem der australische Premier auf die Erfüllung eines Deals zur Aufnahme von 1.250 Bootsflüchtlingen durch die USA gepocht hatte.
"Ich hasse es, diese Menschen aufzunehmen. Ich garantiere Ihnen, dass sie schlecht sind. Deshalb sitzen sie ja im Gefängnis", sagte Trump mit Blick auf die Internierungszentren vor der australischen Küste. Turnbull betonte daraufhin, dass es sich um Wirtschaftsflüchtlinge handle. Sie seien nur deswegen interniert worden, weil Australien prinzipiell keine Bootsflüchtlinge aufnehme.
"Es geht nicht darum, dass es schlechte Leute sind. Sondern darum, dass wir den Schmugglern ihr Produkt wegnehmen mussten, um sie zu stoppen", erläuterte Turnbull. "Deshalb haben wir gesagt: Wenn du mit dem Boot nach Australien kommen willst, lassen wir dich nicht rein, selbst wenn du die beste Person der Welt oder ein Nobelpreisgenie bist."
Trump zeigte sich angetan von Turnbulls Schilderung. "Das ist eine gute Idee. Wir sollten das auch machen. Sie sind ja schlimmer als ich." Als der australische Premier im Lauf des Gesprächs aber neuerlich die Immigrationspolitik seines Landes erklärte und betonte, dass Australien als Teil der Vereinbarung Menschen aufnehme, "die die USA gerne loswerden wollen", nur eben niemanden, der auf einem Boot kommt, stand der US-Präsident wieder an. "Worum geht es da bei den Booten? Warum diskriminiert ihr Boote? Nein, ich weiß schon, sie kommen aus gewissen Regionen. Darum geht es."
Australien verfolgt seit dem Jahr 2013 eine Nulltoleranzpolitik gegenüber Bootsflüchtlingen. Im Rahmen der "Operation Souveräne Grenzen" sichert die Marine die Gewässer vor der australischen Küste und bringt alle aufgegriffenen Migranten in Internierungszentren in Papua-Neuguinea und Nauru. Dort müssen die Migranten ausharren, bis ein Land sie aufnimmt. Weil das Zentrum auf der Insel Manus wegen eines Urteils des Höchstgerichts von Papua-Neuguinea heuer geschlossen werden muss, ist die australische Regierung unter Zugzwang. Der unter US-Präsident Barack Obama geschlossene Deal sieht vor, dass Washington bis zu 1.250 Bootsflüchtlinge aufnimmt, während Canberra im Gegenzug von den USA abgelehnte lateinamerikanische Migranten ins Land lässt.