Donald Trump versuchte mit einer „State of the Union“-Marathonrede ein Polit-Comeback.
Der US-Präsident begann behäbig. Nach 82 Minuten beendete er seine Rede (die drittlängste jemals) aber mit einem rhetorischen Feuerwerk. Zunächst streckte er den Demokraten die Hand zur Versöhnung aus. Er rief zur Kooperation zum „Wohl der Nation“ auf. Das rang sogar Demokratin Nancy Pelosi einen kurzen Applaus ab.
Dem folgte aber gleich wieder eine Breitseite gegen seine Politgegner: Nur „Kriege und Untersuchungen“ könnten das von ihm initiierte US-„Wirtschaftswunder“ zum Entgleisen bringen, beklagte Trump die „Kremlgate“-Ermittlungen des FBI und der Demokraten. Auch ging er auf die Opposition los wegen diskutierter Sondersteuern für Millionäre: Ein solcher „Sozialismus“, so Trump, hätte gerade Venezuela in den Ruin geführt. Er donnerte: „Wir werden niemals ein sozialistisches Land werden!“
Mauer-Kampf
Kernstück seiner Rede war aber abermals dem Ringen um die Mexiko-Mauer gewidmet: In düsteren Tönen warnte er vor Migranten-Karawanen, Mördern und Drogenhändlern an der Südgrenze. Diesen „Notstand“ könnte nur eine Mauer beenden. Dann selbstsicher: „Ich werde sie gebaut bekommen!“
Die Realität aber: Trump biss sich bisher bei Geldern zum Mauerbau an „Speaker“ Nancy Pelosi die Zähne aus. Pelosi, die, wie alle weiblichen Demokraten in Weiß als Symbolfarbe der Frauenbewegung kam, sagte nachher spitz: „Man wird wohl Tage brauchen, um alle Fehlinformationen zu korrigieren“. Aber: Laut Blitzumfragen hat die Rede 72 Prozent der US-Bürger gefallen. Zumindest teilweise konnte Trump sich damit aus dem Umfragetief befreien.
Frauen in Weiß stehlen ihm die Show
Top-Demokratin Nancy Pelosi und viele weibliche Abgeordnete der Demokraten trugen bei Trump-Rede Weiß: Als Erinnerung an die Suffragetten, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA das Frauenwahlrecht erkämpften. (bah)