Wie Putins Truppen jetzt Kiew ins Visier nehmen. Und wie die Stadt sich verteidigt.
Kiew. Immer wieder heulen die Sirenen auf. Immer wieder schlagen Raketen ein – in Charkiw, in Okhryka und vor Kiew. Wladimir Putins Militär beschießt Regierungsgebäude, trifft aber auch immer wieder Wohnhäuser. Tausende Soldaten – russische und ukrainische – sind in Putins Angriffskrieg bereits gefallen. Aber es sterben auch immer mehr Frauen und Kinder.
„Bitte lassen Sie uns nicht im Stich“, appelliert der ukrainische Präsident Selenskyj an die Welt. Er harrt in Kiew aus. „Wir dürfen Kiew nicht verlieren“, sagen die Menschen in der Hauptstadt, während sie die „Kriegsverbrechen“ des Kreml anprangern. In Charkiw haben die Kreml-Truppen bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag viel zerstört. 87 Wohngebäude sollen beschädigt worden sein. Strom- und Wasserversorgung kollabieren dort bereits. Eine immer längere russische Panzer-Kolonne rollt auf Kiew zu.
In Vororten der Hauptstadt wurden zwei fünfstöckige Wohnhäuser zerstört, berichten die Ukrainer. In den Straßen Kiews herrschte Angst vor einer blutigen Nacht. Am Nachmittag schlagen zwei Raketen in der Nähe des Fernsehturms mitten in Kiew ein. Dabei starben mindestens fünf Menschen.
Russen-Truppen wollen Kiew jetzt abriegeln
Warnung. US-Geheimdienste beobachten die Lage via Satellitenbilder und warnen, dass russische Streitkräfte Kiew komplett einkreisen und abriegeln wollen. Sie vermuten, dass nicht nur Luftangriffe, sondern „Straßenschlachten“ mit „langen und blutigen Kämpfen“ bevorstünden.
„Deserteure“. Kiew will die russischen Soldaten mit Geld – der Operation „1 Million“ – zur Aufgabe bringen. Jeder, der die Waffen in Kiew niederlege, solle 40.000 Euro erhalten, wenn er die weiße Flagge statt Gewehre mitbringe. Gestern wurde zudem ein General – Mykola Schyrnow – als Kommandant von Kiew eingesetzt.