Nächstes Massaker?

"Borodjanka noch schlimmer als Butscha"

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Schlimme Befürchtung: Borodjanka könnte die Ereignisse in Butscha "überschatten"  

Das Massaker von Butscha und anderen Vororten Kiews schockiert die Welt. Zivilisten mit teils gefesselten Händen wurden hingerichtet, andere hatten Folterspuren. Am Sonntag hatten sich die russischen Truppen nach wochenlanger Besetzung zurückgezogen und im Raum Kiew entsetzliche Bilder hinterlassen.

Buschata soll aber kein Einzelfall sein - auch in anderen Kiewer Vororten könnten sich Massaker ereignet haben. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 7.000 Meldungen über russische Kriegsverbrechen in der Region um Kiew registriert. Die meisten Opfer habe es in Borodjanka gegeben, erklärte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa der Agentur "Unian" zufolge am Montagabend. "Ich denke, wir werden gesondert über Borodjanka sprechen", sagte sie demnach. Die Generalstaatsanwaltschaft arbeitet den Angaben nach bereits an der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in Irpin, Butscha und Worsel.

"Die Situation mit zivilen Opfern ist dort am Schlimmsten." Die Staatsanwältin befürchtet, dass Borodjanka die Ereignisse in Butscha "überschatten" werde. Die beiden Städte liegen nur etwa 20 Kilometer voneinander entfernt.    

Warnung vor Rückkehr in Kiewer Vororte 

Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat die geflohenen Bewohner der Vororte dazu aufgerufen, mit der Rückkehr "noch mindestens eine Woche" zu warten. "Zunächst gilt in mehreren Bezirken des Kiewer Gebiets eine Ausgangssperre rund um die Uhr", sagte er am späten Montagabend. Das ukrainische Verteidigungsministerium rechnet unterdessen mit weiteren russischen Angriffen auf die belagerte Millionenstadt Charkiw im Osten der Ukraine.

Abgesehen von der Ausgangssperre hätten die Behörden nach dem Abzug russischer Truppen auch "zahlreiche Sprengsätze gefunden, die eine große Gefahr darstellen können". Schließlich warnte Klitschko vor weiteren Raketenangriffen. "Deshalb bitte ich die Menschen, ein wenig zu warten und nicht zurückzukommen", sagte er.

Die russischen Streitkräfte hatten vergangene Woche angekündigt, ihre Aktivitäten rund um die Hauptstadt massiv zu reduzieren. Die ukrainischen Streitkräfte warnen hingegen, dass es sich um ein Täuschungsmanöver handeln könnte. Nach dem russischen Abzug aus einigen Vorstädten von Kiew fanden die ukrainischen Truppen zahlreiche Leichen vor, insbesondere in Butscha. Westliche Regierungschefs werfen den Russen deshalb Kriegsverbrechen vor. Moskau weist die Anschuldigungen zurück.
 

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