97-jähriger Ex-Soldat

Haus von Weltkriegs-Veteranen in Charkiw zerstört

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97-jähriger Ex-Soldat der Roten Armee: ''Wenn ich noch die Kraft hätte, würde ich als erstes zur Verteidigung gehen und unserer Armee helfen.''

Charkiw (Charkow)/Kiew (Kyjiw)/Moskau. Kurz vor dem 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Hitler-Deutschland ist im ostukrainischen Gebiet Charkiw das Haus eines 97 Jahre alten Weltkriegsveteranen durch mutmaßlich russischen Beschuss zerstört worden. "Wenn ich noch die Kraft hätte, würde ich als erstes zur Verteidigung gehen und unserer Armee helfen", sagte Iwan Lyssun, der im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee kämpfte, am Samstag im ukrainischen Fernsehen.

Der alte Mann zeigte den Reportern sein völlig zerstörtes Haus sowie die Stelle im Garten, in dem die Granate eingeschlagen sein soll. Obwohl er in seinem Leben bereits Krieg erlebt habe, sei der nun seit Wochen anhaltende Beschuss seiner Heimat "natürlich schrecklich", sagte Lyssun. Seine alte Uniformjacke habe er aus den Trümmern retten können, erzählte der Veteran, der im Zweiten Weltkrieg mehrfach verletzt wurde.

Es sei "ekelhaft", auf den von Russland vor knapp zweieinhalb Monaten begonnenen Krieg gegen sein Land zu schauen, sagte Lyssun weiter. Sein Haus in der Ortschaft Solotschiw - knapp 15 Kilometer von der russischen Grenze entfernt - soll bereits vor einigen Tagen zerstört worden sein. Dem Fernsehbericht zufolge hatte Lyssuns Vater es vor rund 100 Jahren gebaut.

Völkerrechtswidriger Angriffskrieg

Russland versucht seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit historischen Vergleichen zu rechtfertigen, indem es von der angeblich erforderlichen "Entnazifizierung" des Nachbarlandes spricht. Der russische Außenminister Sergej Lawrow führte diese Argumentation jüngst in einem italienischen Fernsehinterview ad absurdum, als er den Hinweis auf die jüdische Herkunft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit der Aussage beantwortete, auch NS-Diktator Adolf Hitler habe "jüdisches Blut" gehabt. Zudem seien die größten Antisemiten von jeher Juden gewesen, so Lawrow.

Hitler ließ im Zweiten Weltkrieg rund sechs Millionen Juden in Europa umbringen. Als Massenmörder wird er freilich vom sowjetischen Diktator Josef Stalin in den Schatten gestellt, der in Russland auch heute noch wegen seines Sieges im "Großen Vaterländischen Krieg" verehrt wird. Anfang der 1930er Jahre versuchte er den Freiheitswillen der Ukrainer unter Ausnutzung einer Hungerkrise nach zwei Missernten zu brechen. Dem "Holodomor" fielen schätzungsweise drei bis sieben Millionen Ukrainer zum Opfer.

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