Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist Sonntag früh von mehreren Explosionen erschüttert worden.
Sie hätten sich im zentralen Bezirk Schewtschenko ereignet, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Sanitäter und Rettungskräfte seien zum Ort des Geschehens entsandt worden. Das historische Viertel in der Innenstadt von Kiew beherbergt eine Reihe von Universitäten, Restaurants und Kunstgalerien.
Aus zwei Gebäuden würden die Bewohner gerettet und in Sicherheit gebracht, so Klitschko. Informationen über die Ursache der Explosion und mögliche Opfer lagen zunächst nicht vor. Die örtliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldete, die Explosionen seien zu hören gewesen, während die Sirenen für Luftangriffe ertönten. Nach Angaben des ukrainischen Luftwaffenkommandos griffen russische Streitkräfte mit verschiedenen Raketenarten Ziele in der West- und der Südukraine an. Ob es Verletzte oder Tote gab, war zunächst generell unklar.
Angriffe auch im Westen
Bereits am Samstag hatte es einen Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Sarny gegeben, bei dem Behördenangaben zufolge mindestens drei Menschen getötet wurden. Nach russischen Angaben wurde unterdessen die Evakuierung eines Chemiewerks in Sjewjerodonezk wegen ukrainischer Attacken ausgesetzt. Russland hatte zuvor die Einnahme von Sjewjerodonezk bekannt gegeben.
Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass wurde das dortige Chemiewerk Asot von ukrainischer Seite beschossen, wodurch die Evakuierung darin befindlicher Personen nicht fortgesetzt werden konnte. Die Agentur berief sich dabei auf die örtliche Polizei.
Nach Angaben eines hochrangigen Beraters von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj befinden sich auch nach dem Rückzug ukrainischer Truppen aus Sjewjerodonezk noch Spezialeinheiten in der Stadt, die das Artilleriefeuer auf die russischen Truppen steuern.
"Schwierige Phase"
Selenskyj zufolge ist sein Land am Samstag innerhalb eines halben Tages von 45 russischen Raketen getroffen worden. "Sie sind eine weitere Bestätigung unserer Position, dass Sanktionen gegen Russland nicht ausreichen." Sein Land benötige mehr militärische Hilfe.
Die Ukraine befinde sich in einer moralisch und emotional schwierigen Phase des Krieges. "Wir verstehen, dass wir den Staat immer noch schützen können", meinte das Staatsoberhaupt. Er wisse aber nicht, wie groß die Verluste und Anstrengungen noch sein werden, bis sich ein Sieg am Horizont abzeichne.
Selenskyj will die von Russland eingenommenen Städte zurückerobern. In seiner abendlichen Videoansprache verwies er am Samstag auf Sjewjerodonezk, Donezk und Lugansk. Auch Melitopol und Mariupol seien nicht vergessen. "Alle anderen Städte der Ukraine, die vorübergehend besetzt sind, werden ukrainisch sein", sagte der ukrainische Präsident.