Russland habe es nicht eilig

Putin kündigt weitere Angriffe auf Ostukraine an

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Ungeachtet der schweren Niederlage seiner Armee im Gebiet Charkiw hat Russlands Präsident Wladimir Putin weitere Angriffe auf ostukrainische Gebiete angekündigt.

"Unsere Offensivoperationen im Donbass werden nicht ausgesetzt, sie gehen in geringem Tempo voran", sagte Putin am Freitagabend bei einer Pressekonferenz zum Abschluss eines Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) im zentralasiatischen Usbekistan.

"Die russische Armee nimmt immer neue Gebiete ein", behauptete Putin. Russland habe es nicht eilig, seine "spezielle Militäroperation" in der Ukraine zu beenden. Man übernehme allmählich die Kontrolle über das ukrainische Gebiet, sagt Putin. Der Plan und das wichtigste Ziel Russlands bleibe unverändert: Die ganze Donbass-Region zu "befreien".

Kritik an Selenskyj, Lob für Erdogan

Zudem sei der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht zu Friedensgesprächen bereit. Putin lobt dagegen den türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan, der immer wieder Treffen mit Selenskyj vorgeschlagen habe. Der türkische Staatschef habe einen "bedeutenden Beitrag" zu den Versuchen geleistet, den Konflikt zu beenden.

Der Westen will nach Darstellung Putins Russland zerschlagen. Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar sei ein Versuch gewesen, dies zu verhindern, sagt Putin. Der Westen kultiviere diese Idee seit Jahrzehnten. Putin hatte in der Vergangenheit die Auflösung der Sowjetunion als "größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet und bei anderer Gelegenheit der Ukraine die eigene Staatlichkeit abgesprochen.

Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatten Russlands Streitkräfte sich am vergangenen Wochenende aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw fast vollständig zurückgezogen.

"Schauen wir, womit Gegenoffensive endet"

Im usbekischen Samarkand äußerte sich Putin erstmals selbst zu den Erfolgen des Gegners. "Die Kiewer Führung hat erklärt, dass sie eine aktive Gegenoffensive begonnen hat und durchführt", sagte er. "Nun, schauen wir, wie diese sich entwickeln wird und womit sie endet."

Der Kremlchef warf der Ukraine zudem Anschlagsversuche gegen russische Atomkraftwerke vor - und drohte: "Falls sie letztendlich nicht verstehen, dass solche Methoden inakzeptabel sind, wird es eine Antwort geben." Bisher habe es Gegenschläge als Verwarnung gegeben. Wenn sich die Lage nicht ändere, werde die Antwort "härter" ausfallen.

Darüber hinaus sagte er: "Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass wir nicht mit der gesamten Armee kämpfen. Wir kämpfen nur mit einem Teil der russischen Armee, mit den Vertragssoldaten." Insbesondere seit dem Rückzug aus Charkiw sind in putinnahen Kreisen Forderungen laut geworden nach einer Generalmobilmachung im Land. Bisher aber hieß es aus dem Kreml, wo weiter nur von einer "militärischen Spezial-Operation" in der Ukraine die Rede ist, das sei derzeit nicht geplant.

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