Russen-Propaganda gegen Kanzler

Putin-Medien werfen Nehammer "Erpressung" vor

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Dass der Kanzler ein Fotoverbot durchsetzte und Kriegsverbrechen ansprach, löste Propaganda ''made in Russia'' aus.

Moskau/Wien. Wladimir Putin selbst würdigte den Besuch von Kanzler Karl Nehammer bei ihm mit keinem Wort. Dass der Österreicher ein Bild- und Videoverbot durchgesetzt hatte, um der visuellen Instrumentalisierung durch den Kreml zu ent­gehen, kam offensichtlich nicht an. Dafür reagierten die russischen Medien – die als Propaganda-Mittel des Kreml zu werten sind – mit einer teils absurden Propagandaschlacht gegen Nehammer.

Den Vogel schießt dabei die Pravda ab:

Absurdes Gas-Märchen: Nehammer habe erpresst

Gas-Deal. So behauptete die englischsprachige Onlineversion der einst mächtigen Zeitung, dass der VP-Regierungschef versucht habe, Wladimir Putin „zu erpressen“. Das Hauptziel seiner Reise sei ein gesonderter Gas-Deal mit Moskau gewesen. Sollte Putin ihm den nicht geben, würde er die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine ansprechen, behauptete die Pravda am Dienstag. Tatsächlich hatte der Kreml vor dem montäglichen Treffen von Nehammer und Putin ausrichten lassen, dass das ­Thema die Ukraine sei, aber „nicht ausschließen könne, dass Nehammer das Gas, das für Österreich sehr wichtig ist“, ansprechen werde.

Moskau-Zeitung: Keine wirkliche Debatte

Seitenhieb. Die Moskauer Zeitung Moskowski Komsomolez agierte mit wenig schmeichelhaften Attri­buten. Nehammer hätte „kaum geheime, mit der EU akkordierte Vorschläge oder eine Botschaft des ­ukrainischen Präsidenten Selenskyj mitgehabt. Daher habe es „im Großen und Ganzen nichts zu besprechen gegeben“, so die Zeitung mit dem Naheverhältnis zu Putin.

Nehammer selbst sagt, dass er Putin ausgerichtet habe, dass Selenskyj sich direkt mit ihm treffen wolle, Putin habe „nicht nennenswert reagiert“.

In der Zeitung Iswestija gab es dafür vergiftetes Lob der russischen Seite: Auch, wenn Nehammer eine „technische Figur“ sei, sei seine Außenpolitik „balancierter“ als jene von Deutschland. Im russischen Staats-TV wurden nur Bilder des Auto-Konvois von Nehammer in Moskau gezeigt und auf die kurze Dauer des Gespräches zwischen Putin und Nehammer verwiesen.

Putin beantwortete am Dienstag übrigens erstmals seit Ausbruch des Krieges Journalistenfragen in Moskau. Und zeigte sich völlig unbeeindruckt von der EU-Kritik.

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