"Westen verweigert Gespräche"

Putin: "Sind bereit zu verhandeln" – doch Ukraine weigert sich

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Russland ist nach den Worten seines Präsidenten Wladimir Putin zu Verhandlungen mit allen im Ukraine-Konflikt beteiligten Parteien bereit. Allerdings hätten die Führung in Kiew und ihre westlichen Unterstützer Gespräche verweigert, sagt Putin in einem Interview des staatlichen Fernsehens.

Putin erklärte demnach: "Wir sind bereit, mit allen Beteiligten über akzeptable Lösungen zu verhandeln, aber das liegt an ihnen - nicht wir sind diejenigen, die sich weigern zu verhandeln, sondern sie." Russlands Präsident zeigte sich von seinem Kurs überzeugt. "Ich glaube, dass wir in die richtige Richtung handeln. Wir verteidigen unsere nationalen Interessen, die Interessen unserer Bürger, unseres Volkes. Und wir haben keine andere Wahl, als unsere Bürger zu schützen." Putin rechtfertigt die seit zehn Monaten andauernde Offensive auch mit dem Konzept des "historischen Russlands", wonach Ukrainer und Russen ein Volk seien.

Putin beschuldigte den Westen, Russland "auseinanderreißen" zu wollen. "Der Kern des Ganzen ist die Politik unserer geopolitischen Gegner, die darauf abzielt, Russland, das historische Russland, zu zerreißen." Sie hätten "immer versucht, 'zu teilen und zu erobern'". Sein Ziel sei "etwas anderes - das russische Volk zu vereinen".

Putin bekräftigte zudem, das der Ukraine von den USA versprochene moderne Luftabwehrsystem vom Typ Patriot zu vernichten. "Natürlich werden wir es zerstören, 100 Prozent!", sagte Putin in Bezug auf das System, dessen Lieferung dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei dessen Besuch Mitte der Woche in Washington von US-Präsident Joe Biden zugesagt worden war.

Entwarnung in Ukraine nach Luftalarm

In der Ukraine gaben die Behörden nach einem Sonntag früh ausgelösten Luftalarm für alle Regionen der Ukraine unterdessen zu Mittag Entwarnung. Es gebe keine Berichte über neue russische Angriffe. Nach unbestätigten Berichten in den sozialen Medien in der Ukraine wurde der Alarm möglicherweise ausgelöst, nachdem russische Kampfflugzeuge in Belarus gestartet waren. Als diese zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt seien, sei Entwarnung gegeben worden. Ein Sprecher der ukrainischen Luftwaffe sagte im Fernsehen, russische Militärflugzeuge seien praktisch rund um die Uhr am Himmel. "Aber wir haben die Bereitschaft erhöht - alles, was abhebt, muss unter unserer Kontrolle sein."

In der Hauptstadt Kiew und im ganzen Land hatten in der Früh die Sirenen geheult. In der südukrainischen Stadt Cherson stieg unterdessen die Zahl der Toten durch Artilleriebeschuss und Explosionen nach Behördenangaben auf 16. Zudem seien 64 Menschen durch russische Angriffe verletzt worden, teilte der ukrainische Militärgouverneur Jaroslaw Januschewitsch am Sonntag in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Toten seien auch drei Männer, die bei Minenräumarbeiten ums Leben gekommen seien.

Die ukrainischen Behörden hatten Moskau massiven Artilleriebeschuss des Zentrums der einst von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson vorgeworfen.

Selenskyj: Das ist kein Krieg sondern Terror

Am Samstag hatte Januschewitsch von zehn Toten und 55 Verletzten gesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlichte dazu bei Telegram Fotos von leblosen Menschen im Zentrum der unlängst von der russischen Besatzung befreiten Stadt. Selenskyj verurteilte den Angriff als weiteres Verbrechen des "Terrorstaates" Russland direkt vor Weihnachten. Es gebe dort keine militärischen Ziele, betonte Selenskyj. Das sei kein Krieg. "Das ist Terror, das ist Töten um der Einschüchterung und des Vergnügens willen", sagte er.

Russland hatte die Region Cherson im Herbst völkerrechtswidrig annektiert. Ukrainische Truppen nahmen die Stadt Cherson dann nach einem Abzug der russischen Streitkräfte ein. Die russischen Besatzer zogen sich auf die andere Seite des Flusses Dnipro zurück. Nach ukrainischen Angaben beschießen russische Truppen die Stadt weiter aus anderen Teilen des besetzten Gebiets Cherson. Der Großteil des Gebiets wird weiterhin von russischen Truppen kontrolliert. Der Kreml betont, dass Russland die gesamte Region Cherson als sein Staatsgebiet ansehe und nicht aufgebe.

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