Ukraine-Krise

Russland greift Charkiw und andere Städte massiv an

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Die russische Artillerie greift nach Angaben des ukrainischen Generalstabes massiv die Stadt Charkiw an und bereitet eine Großoffensive im Osten des Landes vor.

Raketenwerfer und Panzer seien im Einsatz, teilte der ukrainische Generalstab am Montagmorgen mit. Es habe eine regelrechte Bombardierungswelle begonnen, die bereits mehrere Städte im Osten getroffen habe. Dies diene der Vorbereitung einer russischen Großoffensive.

Zugleich suchten in Tschassiw Jar im Osten der Ukraine Rettungskräfte weiter nach Überlebenden, die noch immer unter den Trümmern eines am Samstagabend beschossenen Wohnhauses vermutet wurden. Russlands Armee dagegen stellte den verheerenden Beschuss als einen Angriff auf rein militärische Ziele dar. Mit präzisionsgelenkten Waffen sei ein Stationierungspunkt einer ukrainischen Brigade zerstört worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Montag.

Russland hat die Invasion seines Nachbarlandes am 24. Februar begonnen. Seit geraumer Zeit konzentrieren sich die Kämpfe auf den Osten der Ukraine. Nach der von Russland erklärten Einnahme der Region Luhansk liegt nun Donezk im Fokus. Die beiden Regionen bilden zusammen den Donbass, ein von Industrie geprägtes Gebiet im Osten, in dem bereits seit 2014 von Russland unterstützte Separatisten weite Teile kontrollieren.

Die Region Charkiw liegt westlich von Luhansk und Donezk. In der gleichnamige Stadt Charkiw, nach der Hauptstadt Kiew die zweitgrößte der Ukraine, wurde in der Nacht auf Montag ein Wohnhaus getroffen. Nach Angaben des Gouverneurs seien drei Menschen getötet und 22 weitere verletzt worden. Wohngebiete seien durch mehrfache Raketenangriffe getroffen worden, sagte ein Mitarbeiter des ukrainischen Präsidialamtes. Russland bestreitet, zivile Ziele anzugreifen.

Russland hat eigenen Angaben zufolge zudem in der zentralöstlichen Großstadt Dnipro mehrere Munitionsdepots mit Raketen getroffen. Die Depots dienten zur Lagerung von Raketenwerfern und Artilleriewaffen, teilt das russische Verteidigungsministerium mit.

In Tschassiw Jar, wo am Samstagabend Raketen in einem fünfstöckigen Wohnhaus eingeschlagen waren, wurden noch etwa zwei Dutzend Menschen vermisst, darunter ein Kind. Mindestens 18 Menschen wurden getötet. Der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, sprach am Wochenende von einem "weiteren Terroranschlag" und verlangte, dass Russland als staatlicher Unterstützer von Terrorismus bezeichnet werde.

Die russische Führung hat wiederholt erklärt, in dem von ihr so bezeichneten militärischen Sondereinsatz würden keine Zivilisten ins Visier genommen. Der Einsatz diene der Entmilitarisierung des Nachbarlandes und seiner Befreiung von Nationalisten. Der Westen und die Ukraine dagegen sprechen von einem nicht provozierten Angriffskrieg und werfen den russischen Streitkräften Kriegsverbrechen vor.

Im Süden bereiten die ukrainischen Streitkräfte offenbar eine Gegenoffensive vor. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk rief am Sonntag die Zivilbevölkerung in der von Russland besetzten Region Cherson auf, diese zu verlassen. "Ich weiß mit Sicherheit, dass dort keine Frauen und Kindern sein sollten und dass sie nicht zu menschlichen Schutzschilden werden sollten", sagte Wereschtschuk am Sonntag im Fernsehen. Wann die Gegenoffensive beginnen könnte, ließ sie offen.

In dem größten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg wurden bereits Tausende Menschen getötet. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind auf der Flucht vor den Kämpfen. Mehr als 5,5 Millionen von ihnen sind ins Ausland geflohen.

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