Ukraine-Krise

Selenskyj-Berater: Russische Offensive wird scheitern

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Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigt sich sicher, dass Russland mit seiner Offensive im Donbass scheitern werde.

Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigt sich sicher, dass Russland mit seiner Offensive im Donbass scheitern werde. Die Offensive laufe nur "sehr vorsichtig" an, sagt Olexij Arestowytsch. Den russischen Streitkräften fehle aber die Stärke, um die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Nach Angaben der örtlichen Behörden übernahmen russische Truppen unterdessen die Kontrolle über die Stadt Kreminna.

Sie versuchten derzeit, die "sensitiven Stellen" in der ukrainischen Defensive zu finden, teilte Arestowytsch mit. "Ihre Offensive wird scheitern, da gebe ich Ihnen eine 99-prozentige Garantie."

Der Gouverneur des ostukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, sprach angesichts verstärkter russischer Angriffe von einer "schwierigen Situation". "Unsere Verteidiger halten die Verteidigungslinie", sagt Hajdaj im ukrainischen Fernsehen. Angriffe bei Rubischne und Popasna seien zurückgeschlagen worden. Gleichzeitig rief er die verbliebenen Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Behörden versuchen, Busse zu organisieren, die dann die Menschen zu bereitgestellten Zügen für die Evakuierung gefährdeter Orte bringen. Es sollen noch etwa 70.000 Menschen in dem Gebiet ausharren, das von der Regierung kontrolliert wird.

Arestowytsch sagte, Ziel des russischen Vorstoßes im Luhansker Gebiet sei, die ukrainischen Truppen in den Städten Rubischne, Lyssytschansk und Sjewjerodonezk zu isolieren. Im Charkiwer Gebiet würden 25.000 Mann der russischen Armee von Isjum aus in Richtung Slowjansk und Kramatorsk im Donezker Gebiet angreifen. Auch bei Awdijiwka nahe Donezk werde eine Offensive versucht. Russische Artillerieangriffe nahe der südukrainischen Stadt Mykolajiw und ostukrainischen Metropole Charkiw dienen aus seiner Sicht vor allem dazu, um ukrainischer Truppen niederzuhalten.

Am Dienstag übernahmen russische Truppen die Kontrolle über Kreminna. Die Stadt mit ursprünglich mehr als 18.000 Einwohnern sei von allen Seiten angegriffen worden, teilte Gouverneur Hajdaj mit. Die ukrainischen Streitkräfte hätten sich zurückziehen müssen und würden nun neue Stellungen beziehen, um ihren Kampf fortzusetzen. Es sei unmöglich, die Zahl der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung zu beziffern. Nach offizieller Zählung seien es rund 200, aber tatsächlich seien es viel mehr, sagt Hajdaj, ohne zu erklären, über welchen Zeitraum er in diesem Zusammenhang spricht.

Nach Angaben des russischen Außenministers Sergej Lawrow hat Russland mit einer neuen Phase des Einsatzes in der Ukraine begonnen. "Ich bin sicher, das wird ein wichtiger Moment in dieser gesamten Spezial-Operation", sagt Lawrow in einem Interview mit dem Fernsehsender India Today weiter.

Russland flog in der Nacht auf Dienstag weitere dutzende Luftangriffe in der Ostukraine. "Hochpräzise luftgestützte Raketen" hätten 13 ukrainische Stellungen in Teilen des Donbass getroffen, darunter die wichtige Stadt Slowjansk, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Bei weiteren Luftangriffen seien "60 militärische Einrichtungen der Ukraine" getroffen worden, darunter auch welche in Städten nahe der östlichen Frontlinie.

Nach Angaben des Ministeriums zerstörten russische Truppen zwei Lagerhäuser mit Sprengköpfen von taktischen Totschka-U-Raketen in Tscherwona Poljana in der Region Luhansk und in Balaklija in der Region Charkiw. Insgesamt seien in der Nacht 1.260 militärische Ziele durch Raketen und Artillerie getroffen worden, teilte das Ministerium weiter mit. Russische Luftabwehrsysteme hätten außerdem ein ukrainisches MiG-29-Kampfflugzeug in der Region Donezk abgeschossen.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sah in den Entwicklungen der vergangenen Wochen die Notwendigkeit, das Militär seines Landes weiter zu perfektionieren. Die USA und andere westliche Länder täten alles dafür, mit ihren Waffenlieferungen an die Ukraine den russischen Einsatz zu verlängern, wird Schoigu von den Nachrichtenagenturen Tass und RIA zitiert. Damit werde die Regierung in Kiew dazu provoziert, "bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen".

Am späten Montagabend hatte die ukrainische Seite bekannt gegeben, dass die russische Offensive im Osten der Ukraine begonnen habe. Russland führt seit mehr als sieben Wochen einen Angriffskrieg in der Ukraine. Die Vereinten Nationen haben bisher rund 2.100 getötete Zivilisten erfasst.

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