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ÖSTERREICH bei Putins Opfern

"Sie töten uns ohne Grund"

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Im ukrainischen Spital werden auch verletzte russische Soldaten behandelt.

Westlich von Kiew. Es ist fünf Uhr früh, Schneefall. Dann ein dumpfes Abrollgeräusch. Panzer. Der Konvoi rollt direkt vor unserem Hotel vorbei. Im Hotel sind Flüchtlingsfamilien aus Kiew. Frauen. Kinder. Niemand weiß, welche Panzer es sind: Ukrainische? Russische? Russen haben keine Hoheitszeichen, die Ukrainer haben zumindest gelbe Streifen. Kaum zu erkennen im Morgengrauen. Es sind ukrainische. Zum Glück.

Tote. Der Konvoi rollt in Richtung eines Militärflughafens, nur 15 Kilometer entfernt. Eine Stunde später hören wir Einschläge. „Es ist der Kampf um den Airport“, sagen die Ukrainer. Erneut hagelt es Bomben und Raketen auf viele Städte. Auch auf Schytomyr, etwa 140 Kilometer westlich von Kiew. Das Krankenhaus wird getroffen: zwei Tote, viele Verletzte.

Der Luftschlag galt der 95. Brigade der ukrainischen Armee. Doch die Raketen vom Typ Kalibr trafen Wohnhäuser und das Krankenhaus. Verletzte werden auch ins Spital nach Brusilov gebracht: „Allein gestern Nacht hatten wir neun verletzte Soldaten und fünf Zivilisten. Die Soldaten sind in Militärspitäler weitergeliefert worden, wir sind nur für die Erstversorgung zuständig“, erzählt Omeliyan Kavtysh, Vizedirektor des Bezirkskrankenhauses im Zhytomir-Distrikt: „200 Betten hat unser Spital, wir sind bereit für eine große Anzahl an Verletzten.“ Die habe es bisher aber noch nicht gegeben, sagt er. Auch hatten sie schon verletzte russische Soldaten: „Wir behandeln auch sie.“

© TZOe Wendl
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Karl Wendl (r.) mit Spitals-Manager.

Rakete auf Familie. In dem Spital liegt auch Iryna Transkovska. Sie, ihr Mann Vitaly und ihre beiden Kinder (2, 11) wurden bei einem Raketen-Einschlag schwer verletzt: „Überall war Blut“.

Die Mediziner kämpfen an zwei Fronten: „Auf der einen Seite Corona, die Fallzahlen sind weiterhin sehr hoch und niemand kümmert sich mehr um Gesichtsmasken, Vorsichtsmaßnahmen. Der schreckliche Krieg verdrängt alles“, sagt der Spitals-Manager.

Transkovska: "Ich möchte, dass auch sie getötet werden"

© TZOe Wendl
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Iryna Transkovska.

Iryna Transkovska, 30, wurde verletzt, als eine ­Rakete einschlug.

ÖSTERREICH: Was ist geschehen?

Iryna Transkovska: Wir haben furchtbaren Lärm gehört. Ich bin mit meinen Kindern zu Hause gewesen, mein Mann Vitaly war im Hof. Eine Rakete hat unser Haus getroffen. Vitaly, meine Kinder und ich sind verletzt worden. Mich hat es am Kopf getroffen, das ist wohl ein Splitter gewesen. Überall war Blut, aber kein Schmerz.

ÖSTERREICH: Was möchten Sie den russischen Soldaten ausrichten?

Transkovska: Schaut einfach her, das richtet ihr an. Warum? Ich glaube, die Russen wissen überhaupt nicht, was sie tun. Sie töten uns grundlos, ohne irgendwelchen Anlass. Deshalb möchte ich, dass auch sie getötet werden.

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