Die Luftraumsperren bekommen auch die Endkunden zu spüren – vor allem Flüge in den asiatischen Raum werden teurer.
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens treffen auch die schon von der Coronapandemie gebeutelte Luftfahrt-Branche. So machen die seit Ende des Kalten Kriegs gewachsenen internationalen Verknüpfungen russischer Fluggesellschaften wie Aeroflot, S7 Airlines oder AirBridgeCargo anfälliger für die Zerwürfnisse.
Die Airlines leiden zudem unter steigenden Ölpreisen und längeren Flugrouten, die nötig sind, um den russischen Luftraum zu umgehen. Ticketpreise und Luftfrachtraten dürften deshalb steigen.
Leasing-Problem
Russische Airlines mit ihren Flotten aus Airbus- und Boeing-Maschinen sind in hohem Maß auf Flugzeugleasing angewiesen. Experten des Analyseunternehmen Cirium zufolge sind von insgesamt 980 Jets 777 geleast. Davon sind 515 Maschinen mit einem geschätzten Marktwert von etwa 10 Mrd. Dollar (rund 9 Mrd. Euro) von ausländischen Firmen wie der niederländischen AerCap und Air Lease aus den USA gemietet. Die EU hat den Leasinggesellschaften nun bis zum 28. März Zeit gegeben, laufende Mietverträge in Russland abzuwickeln. Aber die Flugzeuge zurückzubekommen, könnte etwa aufgrund von Luftraum-Sperrungen und gekappten Zahlungswegen problematisch sein. Die russische Regierung könnte zudem die Flotten verstaatlichen, um die Inlandskapazität aufrechtzuerhalten. Moskau hat bereits den Gesellschaften empfohlen, nicht mehr ins Ausland zu fliegen.
Russische Airlines wurden aber auch von den Versicherungs- und Rückversicherungsmärkten in der EU und Großbritannien abgeschnitten. Ein Insider aus der Branche sagte, es sei unklar, ob die Polizzen der Leasinggeber, die nicht in der Lage seien, Flugzeuge wieder in Besitz zu nehmen, für Verluste abgesichert seien. Normalerweise gebe es Klauseln, die die Deckung im Falle von Sanktionen aufheben.
Russische Unternehmen haben 62 Jets von Airbus und Boeing bestellt. Die Auslieferung ist inzwischen aber untersagt. Herstellern und Wartungsfirmen ist es zudem verboten, Ersatzteile und Dienstleistungen für die bestehenden Flotten zu liefern. Lufthansa erklärte, die Bedienung russischer Kunden sei eingestellt worden. Betroffen seien hunderte Flugzeuge. Laut Experten dürfte durch die Maßnahmen die Sicherheit im Luftverkehr leiden. Die Agentur Tass berichtete, Russland plane ein Gesetz, das heimischen Airlines erlauben würde, die Wartung durch Drittfirmen zu ermöglichen und alle Inspektionen auszusetzen.
Öl teurer
Öl hat sich in den vergangenen Tagen drastisch verteuert und kostete zwischenzeitlich mit rund 127 Dollar pro Fass (159 Liter) so viel wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Der Kostendruck daraus wird in einigen Fällen noch verstärkt durch verlängerte Flugrouten, die erforderlich sind, um den russischen Luftraum zu umgehen. Die Flugzeiten könnten sich um bis zu 3,5 Stunden erhöhen, was auch Personalkosten in die Höhe treibt.
Am stärksten betroffen sind Flüge zwischen Europa und nordasiatischen Zielen wie Japan, Südkorea und China - aber auch Strecken zwischen Südostasien und Europa sowie USA und Indien. Brendan Sobie, Luftfahrtanalyst in Singapur, verwies darauf, dass längere Flugzeiten aufgrund des Mehrbedarfs an Kerosin an Bord auch zu geringeren Frachtkapazitäten führen. Zudem entstünden höhere Wartungskosten bei Arbeiten, die von den geleisteten Flugstunden abhängen. Und letztlich könne die Entwicklung auch dazu führen, dass Passagiere auf geplante Flüge verzichten.