Ukraine-Krise

Sturm auf Stahlwerk in Mariupol hat begonnen

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Russische Truppen haben nach ukrainischen Angaben am Dienstag mit dem Sturm auf das seit Wochen belagerte Stahlwerk Asowstal in Mariupol begonnen.

Ukrainische Medien berichteten dies unter Berufung auf ukrainische Kämpfer im Werk. In der Ukraine wächst die Sorge, dass die russische Offensive insgesamt bald ausgeweitet wird. Es war Tag 68 nach dem Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine. Das südukrainische Mariupol ist weitgehend zerstört und unter russischer Kontrolle.

Im Stahlwerk haben sich jedoch ukrainische Kämpfer verschanzt, zudem sollen dort noch etwa 200 Zivilisten ausharren. Am Wochenende waren über 120 Zivilisten herausgelangt. Eine weitere geplante Evakuierungsaktion am Montag scheiterte.

Dann zitierte am Dienstag die Zeitung "Ukrajinska Prawda" den Vizekommandeur des ukrainischen Asow-Regiments, Swjatoslaw Palamar, mit den Worten: "Die ganze Nacht haben sie uns aus der Luft bombardiert (...) und jetzt wird Asowstal gestürmt." Bei den jüngsten russischen Angriffen seien auch zwei Zivilisten getötet worden.

Von russischer Seite gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete aber unter Berufung auf das Verteidigungsministerium, auf dem Werksgelände verschanzte Asow-Kämpfer hätten eine Feuerpause genutzt, um an ihre Schießpositionen zurückzukehren. Diese würden nun mit Artillerie und aus der Luft attackiert. Insgesamt sollen in Mariupol immer noch 100.000 von ursprünglich mehr als 400.000 Einwohnern sein.

Der russische Präsident Wladimir Putin könnte nach Spekulationen im US-Sender CNN und mehreren ukrainischen Medien bereits in wenigen Tagen in Russland den Kriegszustand verhängen und eine Generalmobilmachung anordnen. Auch der Chef der ukrainischen Militäraufklärung, Kyrylo Budanow, sprach von russischen Vorbereitungen auf eine offene Mobilisierung von Soldaten und Reservisten. Belege dafür gibt es nicht. Bisher spricht Russland offiziell nur von einer "Spezial-Operation" in der Ukraine.

Der Kreml reagierte vorerst nicht auf die Gerüchte. Nun blicken viele Menschen mit Spannung auf Putins Rede zur traditionellen Militärparade am 9. Mai in Moskau, mit der Russland jedes Jahr an den Sieg über Hitler-Deutschland 1945 erinnert. Beobachter halten eine Intensivierung der Gefechte für möglich, weil die russischen Truppen bei ihrer Offensive in der Ostukraine nur stockend vorankommen.

Als eines ihrer Ziele nennt die russische Führung die angebliche "Entnazifizierung" der Ukraine. Dies sorgt auch deshalb für Empörung, weil der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj jüdischer Abstammung ist. Äußerungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow in dem Zusammenhang hatten heftige Kritik in Israel ausgelöst. Moskau legte daraufhin nach: Die Regierung in Jerusalem unterstütze "das Neonazi-Regime in Kiew", erklärte das Außenministerium.

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