Heftige Kämpfe im Osten

Ukrainischen Truppen droht die Einkesselung

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Ukrainische Truppen bei Sjewjerodonezk abgeschnitten - Lage entlang der Front "extrem schwierig" 

In der ostukrainischen Region Charkiw sind durch russische Angriffe 15 Menschen getötet worden. 16 weitere wurden verletzt, wie der Gouverneur des Gebiets Oleh Synjehubow am Dienstag im Nachrichtendienst Telegram mitteilte. Demnach gab es in der Metropole Charkiw durch russischen Raketenbeschuss vier Tote und elf Verletzte. Drei Zivilisten wurden den Angaben nach nahe der russischen Grenze in Udy und ein achtjähriges Mädchen in Besruky bei Derhatschi getötet.

In Tschuhujiw südöstlich von Charkiw starben am Abend sechs Menschen durch russischen Beschuss, drei wurden verletzt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Seit Beginn der russischen Invasion vor rund vier Monaten haben die Vereinten Nationen über 4.500 getötete Zivilisten in der Ukraine registriert. Die UN geht aber wie Kiew von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

Truppen eingeschlossen

Im stark umkämpften ostukrainischen Gebiet Luhansk sind ukrainische Einheiten um die Ortschaften Solote und Hirske unterdessen bedroht, von russischen Truppen eingeschlossen zu werden. "In der Richtung Toschkiwka - Pidlisne hat der Feind die Ortschaften Pidlisne und Myrna Dolyna erobert", hieß es am Dienstag in einem Bericht des ukrainischen Generalstabs bei Facebook. Die russischen Truppen hätten ebenfalls bei Hirske Erfolge erzielt.

Damit wäre für die ukrainische Gruppierung um die Ortschaften Solote und Hirske die nördliche Straßenverbindung zu den übrigen ukrainischen Einheiten um Lyssytschansk südwestlich von Sjewjerodonezk gekappt worden. Vergangene Woche war bereits die Verbindung über das westlich von Hirske gelegene Wrubiwka unter russische Kontrolle geraten.

Nach Angaben des russischen Armeesprechers Igor Konaschenkow haben die ukrainischen Kräfte in der Region hohe Verluste erlitten. Von der in Sjewjerodonezk stationierten 57. mechanisierten Brigade seien nur noch 28 Soldaten übrig, in der Kleinstadt etwas weiter westlich davon seien Hunderte ukrainischer Soldaten desertiert, meinte er.

Heftige Kämpfe

Der Großraum Sjewjerodonezk - Lyssytschansk ist derzeit das Epizentrum der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, der Großteil des Gebietes Luhansk ist von Russland bereits erobert. Seit zwei Monaten schon versucht die russische Armee, Sjewjerodonezk - das Verwaltungszentrum der Region Luhansk im Osten der Ukraine - einzunehmen. Trotz starker Artillerieüberlegenheit ist es den Russen bisher nicht gelungen, die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Sollten die ukrainischen Truppen dort tatsächlich nicht mehr versorgt werden können, wäre dies ein Erfolg für die Russen.

Konaschenkow erklärte zudem einen Versuch der Ukrainer, die seit Februar von Russland besetzte und strategisch wichtige Schlangeninsel zurückzuerobern, für gescheitert. Die russischen Streitkräfte hätten 13 Drohnen, vier Raketen vom Typ Totschka-U und 21 reaktive Geschoße vom Raketenwerfer Uragan abgeschossen. Der Misserfolg dieser Artillerievorbereitung habe die Kiewer Truppen dazu gezwungen, auf das anschließend geplante Landungsmanöver zu verzichten, sagte Konaschenkow. Unabhängig überprüfen lassen sich keine dieser Angaben.

Zuvor hatte die Ukraine aber Schwierigkeiten bei den Kämpfen im Osten des Landes eingeräumt. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhiy Gaidai, sagte, die Lage entlang der Front sei "extrem schwierig". Russland habe einige Gebiete eingenommen und genügend Reserven für eine neue Großoffensive gesammelt. Die Nacht auf Dienstag sei allerdings relativ ruhig gewesen. "Es ist eine Ruhe vor dem Sturm", sagte Gaidai.
 

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