Seine Krankenakte

Wie krank ist Putin wirklich?

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Russische (Exil-)Journalisten haben sich die Krankenakte des russischen Präsidenten genauer angesehen.

Der russische Präsident Wladimir Putin (69) präsentiert sich der Öffentlichkeit gerne als unbesiegbar und gesundheitlich top-fit. So zeigte er sich für Fotos beispielsweise auf einem Pferd reitend, oder beim Eishockey-Spielen. Aber über Putins Gesundheitszustand war bislang wenig bekannt. Ein Team russischer Investigativ-Journalisten haben sich in ihrem Rechercheprojekt mit dem Namen "Projekt" die Krankenakte des russischen Präsidenten genauer angesehen. 

Putin versucht zwar Krankheiten geheim zu halten – und doch gibt es Hinweise auf mitunter schwere Erkrankungen. 

Putins Rückenleiden

Bereits zu Beginn seiner Amtszeit stürzte Putin von einem Pferd und verletzte sich dabei schwer am Rücken. Vieles spricht dafür, dass er sich schwerer verletzt hatte als offiziell bekannt wurde. Deutlich sichtbar war sein Rückenleiden, als er bei einer Gedenkveranstaltung am 4. November 2012, hinkte. Das war so auffallend, dass man beschloss, diese Information im Fernsehen zu unterdrücken.   

Schließlich konnte er sogar eine Zeit lang keine Staatsgäste empfangen. Laut "Projekt" hieß es unter der Hand von Offiziellen, dass es "dem Chef nicht gut geht", er ein Korsett trage und eine Rückenoperation benötige.

Ende 2016 "verschwand" Putin mehrere Tage. In dieser Zeit kamen zwölf verschiedene Mediziner (darunter etwa operierende Neurochirurgen) nacheinander im Hotel Rus Sanatorium an, das zur Präsidialverwaltung gehört und sich in unmittelbarer Nähe von Putins Residenz befindet.  

Nächste Verletzung im Mai 2017: Der legendäre Spieler Pavel Bure stieß beim All-Star-Eishockeyspiel im Eispalast von Sotchi versehentlich mit Putin zusammen. Laut "Projekt" stürzte der Präsident daraufhin und überschlug sich beinahe. 

Ende 2019 kamen 13 Ärzte zu ihm nach Sotchi, darunter wieder Spezialisten aus der neurochirurgischen Abteilung des CCH – außerdem eine Spezialistin für Rückenmarksverletzungen und eine OP-Schwester.

Hat Putin Krebs? 

Putin umgibt sich mit auffallend vielen Onkologie-Experten (Anm.: befassen sich mit allen gut- und bösartigen Tumorarten sowie Krebserkrankungen). Im Laufe von vier Jahren ist der Onkologe und Chirurg Evgeny Selivano 35 Mal zu ihm geflogen. 

Als Putin auch im August für mehrere Tage aus der Öffentlichkeit "verschwand", waren sechs Mediziner bei ihm in Sotschi, darunter der HNO-Arzt Schcheglov und der Onkologe Selivanov. Laut "Projekt" sind nur die HNO-Ärzte Igor Esakov und Alexey Schcheglov öfter zu Putin geflogen als der Onkologe. Schilddrüsenerkrankungen, darunter auch Krebs, werden in der Regel zunächst von einem HNO-Arzt diagnostiziert, danach werden ein Onkologe und ein Chirurg in die Behandlung einbezogen, so der israelische Arzt Michael Fremderman gegenüber "Projekt".

Eine mögliche Krebserkrankung Putins lässt sich abschließend nicht klären. Die enge und häufige Behandlung durch Onkologen könnte aber ein Hinweis auf eine ernsthafte gesundheitliche Einschränkung sein. 

Verhaltens-Änderung während der Corona-Pandemie

In der Corona-Pandemie änderte Putin sein Verhalten. Zunächst zeigte er sich ohne besondere Schutzmaßnahmen unter Menschen. Aber dann hieß es plötzlich, dass er sich in Isolation begeben müsse, weil zu viele Menschen um ihn herum an dem Coronavirus erkrankt seien. Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten, dementierte anschließend etwas verworren die Worte seines eigenen Chefs – angeblich habe Putin "im übertragenen Sinne" von Isolation gesprochen. Putin trat den ganzen September 2021 über nicht mehr in der Öffentlichkeit auf. 

Die "Projekt"-Journalisten sagen, dass man in medizinischen Kreisen davon ausgehe, dass sich Putin in dieser Zeit einem komplizierten Verfahren im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenerkrankung unterzogen habe, so ein mit der Behandlung bekannter Vertrauter des Chefarztes, dessen Spezialisten an der Behandlung beteiligt waren. 

Anm.: Vergangenes Jahr stuften russische Behörden die Mitarbeiter von "Projekt" und die Publikation an sich als "ausländische Agenten" ein. Einige Mitglieder des Teams haben Russland verlassen.

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