Umstrittener Diplomat sieht Verbesserung der Beziehung zu Deutschland.
Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hält es für sinnvoll, den US-Einreisestopp im Zuge der Corona-Pandemie als erstes für deutsche Bürger wieder aufzuheben. Er vertrat zudem die Ansicht, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland während seiner Amtszeit verbessert hätten.
Wenn Verbündete wie Deutschland und die USA "ganz offen und ehrlich" miteinander sprechen könnten, "dann sind wir gewissermaßen Verbündete in einem gemeinsamen Kampf", sagte Grenell am Mittwochabend in "Bild Live". Grenell hatte Anfang Juni seinen Rücktritt eingereicht. Er war in Deutschland stark umstritten, da er mit der üblichen diplomatischen Zurückhaltung gebrochen hatte und immer wieder mit harten Ansagen an die Bundesregierung an die Öffentlichkeit gegangen war. Für Irritationen zwischen Berlin und Washington sorgen derzeit Überlegungen der US-Regierung, einen Teil der US-Truppen aus Deutschland abzuziehen.
Grenell verteidigte dies: "Es wird weiterhin 25.000 Soldaten in Deutschland geben, das ist doch keine kleine Zahl", sagte er in dem Interview. Die deutsche Bundesregierung hatte nach tagelangen Spekulationen über den möglichen Teilrückzug der US-Truppen zuvor am Mittwoch mitgeteilt, dass sie von der US-Regierung inzwischen erstmals offiziell über derartige "Überlegungen" unterrichtet worden sei. Eine "abschließende Entscheidung" in Washington zur Truppenpräsenz in Deutschland gebe es nach Kenntnisstand der Bundesregierung aber nicht, sagte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer. Das "Wall Street Journal" hatte am Freitag berichtet, Trump wolle voraussichtlich im September 9500 der derzeit 34.500 in Deutschland stationierten US-Soldaten abziehen.
Ihre Zahl solle dann dauerhaft auf 25.000 begrenzt werden. Ein Teil der Soldaten solle nach Polen verlegt werden. Der CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz übte harte Kritik an dem möglichen Teilrückzug der US-Truppen. "So ein Umgang mit Verbündeten, der gehört sich einfach nicht", sagte der frühere Fraktionsvorsitzende den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagsausgaben).
Falls diese Soldaten dann auf polnischem Staatsgebiet stationiert würden, wäre das zudem "eine so erhebliche Provokation für Russland, dass daraus zusätzliche Unsicherheit entstehen würde", sagte Merz. Merz warnte angesichts der Rassismus-Debatte davor, die Situation in Deutschland mit der in den USA zu vergleichen. Es gebe in den Vereinigten Staaten einen systemischen Rassismus. "Die Amerikaner haben seit der Abschaffung der Sklaverei das Problem der Rassendiskriminierung bis heute nicht wirklich gelöst. In Deutschland gibt es das in dieser Form nicht - und es gibt bei uns auch keinen latenten Rassismus bei der Polizei." Er wünsche sich einen US-Präsidenten, "der uns Respekt entgegenbringt und uns als gleichberechtigte Partner akzeptiert".
Merz kritisierte auch Grenell: Er wolle in Deutschland keinen US-Botschafter mehr sehen, "der uns öffentlich belehrt, was wir hier zu tun haben".