Trump

US-Shutdown und deutsche Industrie im Blick der Anleger

Langer Shutdown laut Experten nicht auszuschließen - Deutsche Industriezahlen dürften uneinheitlich ausfallen - Merz lädt Ministerpräsidenten und Hersteller zu Autogipfel

In der neuen Börsenwoche bleiben die weiteren Entwicklungen in der US-Politik im Blick der Anleger. "Erstmals nach fast sieben Jahren gibt es wieder einen Government Shutdown in den USA. An den Kapitalmärkten gibt man sich dennoch vergleichsweise entspannt", schreiben die Experten der Helaba. Letzte Versuche der Republikaner von Präsident Donald Trump und der Demokraten, sich auf eine Übergangsfinanzierung zu einigen, blieben in der alten Woche erfolglos.

Die Finanzierung zahlreicher Regierungsbehörden ist seit Mittwoch ausgesetzt. Die Haushaltssperre dürfte die Vorlage wichtiger Konjunkturdaten verhindern, die auch für die US-Notenbank Fed von Bedeutung sind. Dazu gehörte etwa der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitag ausfiel.

Laut Experten setzen Anleger jedoch darauf, dass das Fehlen der Daten die US-Notenbank Fed dazu anregt, sich umso stärker auf die Zahlen privater Anbieter zu konzentrieren. Da diese zuletzt überraschend stark ausgefallen sind, spekulieren Marktteilnehmer, dass die Fed die Zinsen im Oktober erneut senkt. Die neu entflammten Zinshoffnungen hievten den DAX bis Freitagnachmittag auf 24.424 Punkte und damit um drei Prozent über das Vorwochenniveau.

Längerer Shutdown könnte BIP dämpfen

Die meisten Analysten sind sich einig, dass die konjunkturellen Folgen eines kurzen Stillstands mit der Zeit ausgeglichen werden könnten. Sollte der Shutdown länger als drei Wochen anhalten, dürfte dies die Entwicklung der US-Wirtschaft jedoch negativ beeinflussen. "Als Faustregel gilt, dass jede Woche Stillstand das BIP um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte reduzieren könnte", warnt Carsten Klude, Chefvolkswirt bei M.M. Warburg. Aufgrund der verhärteten Fronten zwischen Republikanern und Demokraten ist dies Experten zufolge nicht auszuschließen. Einige der vergangenen Shutdowns endeten schon nach einem Tag, der bisher längste zog sich über 34 Tage. Das wahrscheinlichste Szenario laut Klude bleibt jedoch "eine Einigung binnen Tagen oder wenigen Wochen, getrieben durch öffentlichen Druck aufgrund der Auswirkungen auf Bundesbedienstete und wichtige Dienstleistungen."

Die neue Konjunkturdatenwoche eröffnet das Barometer der Beratungsfirma Sentix für Oktober. Dieses zeigt an, wie Börsianer auf die Konjunktur in der Euro-Zone blicken. Im Fokus am Dienstag und Mittwoch stehen Daten für die deutsche Industrie im August. "Die Zahlen dürften auf den ersten Blick sehr unterschiedlich ausfallen", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen mit Blick auf Prognosen für starke Aufträge und eine schwächere Produktion. "Bereinigt um einige Sondereffekte dürften sie aber übereinstimmend zeigen, dass eine nachhaltige Belebung der Industrie-Konjunktur noch auf sich warten lässt."

Am Donnerstag folgen die Außenhandelsdaten für Deutschland im August. Außerdem blicken Anleger auf die wöchentlichen Zahlen zu den Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe. Diese sind für Marktteilnehmer besonders wichtig, seitdem der Shutdown den Bericht des US-Arbeitsministeriums für September ausfallen ließ.

Autogipfel im Blick

Auf der Unternehmensseite lädt Bundeskanzler Friedrich Merz am 9. Oktober zu einem Autogipfel ins Kanzleramt. Eingeladen seien Hersteller, Arbeitnehmervertreter sowie die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Autoindustrie, erklärten Regierungskreise gegenüber Reuters. Es soll angesichts der schwierigen Lage in der Branche vor allem über die Rahmenbedingungen und Arbeitsplätze gesprochen werden. "Die Erwartungen sind hoch, denn es geht um die Schlüsselindustrie Deutschlands und damit auch um ein zentrales Fundament der heimischen Wirtschaft", kommentiert RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. "Ob es der Politik gelingt, den Unternehmen einen wirklichen Grund für Optimismus zu liefern und den sich beschleunigenden Job-Kahlschlag in der Branche aufzuhalten, ist allerdings fraglich."

Ebenfalls am Donnerstag blicken Anleger auf die Erstnotiz des weltgrößten Prothesenherstellers Ottobock an der Frankfurter Börse. Das Unternehmen peilt einen Marktwert von bis zu 4,2 Milliarden Euro an. Es wäre der erste Börsengang in Deutschland im streng regulierten Prime Standard in diesem Jahr.

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