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US-Wahlen: Das Zittern vor einem Börsencrash

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Welche Auswirkungen  hat der Ausgang des Rennens ums Weiße Haus?

Die US-Präsidentschaftswahl macht die Akteure an den Finanzmärkten nervös. Umfragen lassen einen Sieg Donald Trumps längst nicht mehr so unwahrscheinlich erscheinen wie noch vor Wochen. Doch auch ein Sieg von Hillary Clinton dürfte die Märkte bewegen. Welche Folgen hat der Ausgang des Rennens ums Weiße Haus für den Aktienmarkt sowie für bestimmte Branchen? Die wichtigsten Punkte im Überblick.

WENN TRUMP GEWINNT

Sollte Trump als Sieger vom Platz gehen, droht den Anlegern - wie beim Brexit-Votum - zunächst einmal ein böses Erwachen in Form deutlich fallender Aktienkurse. Der Republikaner sei ein "Börsenschreck", sagt Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Diesen Ruf verdankt Trump nicht nur seinen Verbalattacken, sondern auch seinen außenwirtschaftlichen Vorstellungen. So streitet der 70-Jährige für eine Einschränkung des freien Warenverkehrs sowie für eine Abschottung durch Grenzzäune. Das wäre langfristig Gift für die international aufgestellten US-Konzerne und deren Aktien - falls ein Präsident Trump seinen Willen im Kongress durchsetzt.

Allerdings will der Unternehmer mit kurzfristigen Konjunkturmaßnahmen und massiven Steuersenkungen die Wirtschaft ankurbeln. Über solche Pläne freuen sich Anleger normalerweise. Nach einem ersten Schreck könnte das den Märkten durchaus einen Schub nach oben geben, meinen die Analysten der Anlagegesellschaft Axa Investment Managers.

WENN HILLARY CLINTON GEWINNT

Sollte Hillary Clinton am Ende die Nase vorn haben, dürfte sich am Aktienmarkt zunächst Erleichterung breit machen. Denn ihr Sieg würde für die Finanzmärkte "mehr vom Gleichen" bedeuten - kein Nervenkitzel, dafür ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit, erklärt Christophe Bernard, Chefstratege der Privatbank Vontobel.

Vor allem Schwellenländer-Aktien dürften deshalb bei einem Sieg Clintons weiter an Attraktivität gewinnen, da die Gefahr einer weitreichenden Einschränkung des Welthandels gebannt wäre, schreibt Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Viele aufstrebende Volkswirtschaften Asiens und Lateinamerikas hängen am Tropf der Weltwirtschaft.

WELCHE AUSWIRKUNGEN DIE WAHL HABEN KÖNNTE

  • DOLLAR UND EURO: Der Dollar bekam am Montag Auftrieb, der Euro war im Gegenzug unter Druck. Das steht im Einklang mit der Einschätzung der meisten Experten, dass ein Clinton-Sieg den Greenback stärken dürfte, während ein Erfolg Trumps ihn unter Druck brächte, weil Anleger dann Geld aus den USA abziehen würden. Hinzu kommt, dass die Unsicherheit beim Trump-Szenario eine baldige Zinsanhebung durch die US-Notenbank Fed unwahrscheinlicher machen dürfte. Allerdings gibt es unter Experten auch eine andere Sicht der Dinge: David Kohl, Ökonom beim Bankhaus Julius Bär, rechnet beim Trump-Szenario mit einem steigenden Dollar. Es möge paradox klingen, aber: "Der Dollar gilt an den Finanzmärkten als sicherer Hafen und profitiert von wachsender Unsicherheit, selbst dann, wenn sie aus den USA kommt."
  • ENERGIE: Die Reaktionen auf das Wahlergebnis dürften am Ölmarkt weniger stark ausfallen als etwa bei den Devisen. Die höhere Risikofreude nach einem Clinton-Sieg könnte für Auftrieb sorgen. Am Montag legte der Ölpreis jedenfalls zu. Doch auch ein anderer Effekt wäre möglich: Wenn der Dollar wegen eines Clinton-Siegs deutlich zulegen würde, dann wird dadurch das meist in Dollar gehandelte Öl für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer - die Nachfrage könnte gedämpft werden, die Preise könnten sinken. Wenige Risiken, dafür aber großes Potenzial sehen Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley bei Versorgern sowie im Bereich der erneuerbaren Energien. Unter Trump, der sich unterstützend zu fossilen Energieträgern geäußert habe, dürfte das aktuelle Investitionsniveau in die Versorger-Infrastruktur weitgehend gehalten werden. Zudem würde es vermutlich weniger strikte Auflagen für Kohlekraftwerke geben.
  • ROHSTOFFE UND BERGBAU: Hier könnten nach Einschätzung der Citigroup kurzfristig vor allem die Aktien von Goldproduzenten einen Blick wert sein. Sie würden wohl von einem Trump-Sieg profitieren, bis sich der Staub an den Finanzmärkten gelegt habe. Für den Goldpreis könnte es den Experten zufolge dann kurzfristig bis auf 1.400 US-Dollar (1.262 Euro) je Feinunze nach oben gehen. Gold gilt seit jeher als "sicherer Hafen" in unsicheren Zeiten.
  • BAU UND INFRASTRUKTUR: Sollten die Kandidaten ihre angekündigten Konjunkturprogramme umsetzen, würde angesichts der teils maroden Infrastruktur der USA viel Geld fließen, sagt Portfoliomanager Lothar Koch von der GSAM + Spee Asset Management. Davon würden nicht nur die direkt betroffenen Branchen profitieren, sondern die Wirtschaft und der Markt allgemein.
  • FINANZBRANCHE: Für die Finanzbranche ist nach Einschätzung von Morgan Stanley weniger der nächste Präsident entscheidend, sondern die Mehrheit im Senat. Zwar hätten beide Kandidaten harte Worte bei Finanzsektor-Themen gefunden - um die striktesten Vorschläge durchzusetzen, müsste eine der beiden Parteien aber wohl das Rennen ums Weiße Haus sowie um den Senat für sich entscheiden. Das erscheine aber unwahrscheinlich. Die Möglichkeit einer strengeren Regulierung oder die Entwicklung der Steuern würde aber grundsätzlich gewisse Risiken bergen. In allen Szenarien dürften indes kleinere Banken sowie Sach- und Unfallversicherer zu den relativen Gewinnern zählen.
  • RÜSTUNG: Bei einem Trump-Sieg könnten gerade Rüstungsaktien unter Druck geraten, glaubt Experte Frank Wieser von PMP Vermögensmanagement. Schließlich habe der Republikaner erklärt, die NATO nicht mehr im bisherigen Ausmaß unterstützen zu wollen. Tatsächlich will Trump die Außenpolitik ausschließlich an US-Interessen ausrichten. Das militärische Engagement will er begrenzen, aber gleichzeitig den Kampf gegen den Terrorismus verstärken. Die NATO bezeichnete er als überholt.
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