Experten befürchten erneute Eskalation

Verschweigt China jetzt auch noch zweite Welle?

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Nach anhaltender Kritik an China im Umgang mit dem Coronavirus, warnen nun Experten vor einer Wiederholung.

China meldete in den letzten 24 Stunden gerade einmal einen neuen Coronavirus-Fall, gegenüber sieben am Tag davor. Nach einem Bericht der nationalen Gesundheitskommission handelt es sich bei der neu aufgetreten Infektion um einen "importierten Fall". Die Gesamtzahl der Fälle auf dem chinesischen Festland beläuft sich nach offiziellen Angaben auf 82.993, die Zahl der Todesopfer bleibt unverändert bei 4.634.

Doch viele zweifeln nun an den offiziellen Angaben Chinas. Neue Fälle in den Provinzen Heilongjiang und Jilin im Nordosten des Landes, aber auch in Wuhan, dem Ursprungsort der Pandemie, geben Anlass zur Besorgnis. Die betroffenen Regionen im Nordosten wurden bereits wieder in einen Lockdown versetzt.

Dass es nun wieder zu einem Shutdown in Millionenstädten kam, missfiel der Regierung in Peking. Prompt wurden zuständige Beamte in den Regionen entlassen und genaue Untersuchungen angeordnet.

Und obwohl es in Jilin eine relativ geringe Anzahl an Infektionen (rund 130) geben soll und "nur" zwei Tote gemeldet wurden, warnen Experten vor einer erneuten Eskalation. In einem Interview mit der New York Times sagte David Hui, Direktor des Stanley Ho-Zentrums für neuauftretende Infektionskrankheiten an der chinesischen Universität Hongkong: "Die Möglichkeit einer zweiten Welle ist eindeutig vorhanden."

Ähnlich misstrauisch klingt auch der Gesundheitsberater der chinesischen Regierung. Zhong Nanshan zeigt sich aufgrund der fehlenden Immunität und die dadurch gegebene hohe Anfälligkeit der Chinesen besorgt. "Wir stehen vor einer großen Herausforderung", sagte er gegenüber "CNN". Glaubt man Zhong so haben die Verantwortlichen in Wuhan zu Beginn der Corona-Pandemie weniger Fälle von Infektionen und Toten öffentlich gemacht als es tatsächlich gab. Zweifler befürchten nun, dass es die Behörden in Jilin und Co. ihren Kollegen gleich tun.

Solche Anschuldigungen weist China konsequent zurück. Auch von einer zweiten Welle wollen sie nichts wissen. Durch gezielte Propaganda positioniert sich die Regierung in Peking unter Xi Jinping als Helden der Krise. "Die Schlüsselbotschaft ist, dass China unter der Führung von Xi Jinping und der Kommunistischen Partei das Land vor Covid-19 gerettet hat, während all diese westlichen demokratischen Länder versagten", agte Steve Tsang, der Direktor des China Institute an der School of Oriental and African Studies in London in einem Interview mit der New York Times.

Dieser Plan scheint allerdings nicht zur Gänze aufzugehen. Denn glaubt man Berichten, so macht sich auch unter der chinesischen Bevölkerung langsam Unsicherheit breit.

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