"Geständnis hat es nicht gegeben"

Verteidiger attackiert jetzt Maddie-Zeugen

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Der 52-jährige Helge B. belastet den Verdächtigen Christian B. schwer.

Fall Maddie. Helge B. erklärte vor wenigen Tagen in einem Interview mit der deutschen "Bild"-Zeitung, wie er die Polizei auf die Spur von Christian B. (46) brachte. Helge B. ist der wichtigste Zeuge im Fall Madeleine McCann. Aufgrund seiner Aussagen gibt es einen Hauptverdächtigen um das Verschwinden Maddies. Staatsanwaltschaft und BKA sind sich sicher, mit Christian B. den Entführer der kleinen Maddie gefasst zu haben. Nach Helge B.s Aussagen im "Bild"-Interview schlägt nun die Seite des Maddie-Verdächtigen zurück. 

Zunächst geht es um die Schilderung Helge B.s, wie er gemeinsam mit seinem Freund Manfred S. eine Videokamera und Kassetten aus Christian B.s Haus stahl, als dieser im Knast saß. Auf diesen Bändern sei zu sehen gewesen, wie ein maskierter Mann Frauen vergewaltigt, sagt Helge B..

Weil Helge B. die Videos, die er später in seinem Wohnwagen zurückgelassen haben will, beschrieb, kam Brückner in den Knast: Für die Vergewaltigung der Amerikanerin Diane M. (†72) wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt. 

Wegen dieser Aussagen geht nun Christian B.s Anwalt Dr. Friedrich Fülscher auf Helge B. los. "Die Aussage des Zeugen wirft eine Menge Fragen auf, die mich in der Annahme, dass diese Videos frei erfunden sind, bestärken", so der Kieler Anwalt.

"Konstanzbrüche zu vorherigen Aussagen"

Fülscher: "Zunächst einmal gibt es Konstanzbrüche zu vorherigen Aussagen. Zum anderen gibt es auch erhebliche Widersprüche zu Aussagen des Zeugen Manfred S. Dieser soll laut Gericht, das Herrn Brückner verurteilt hat, andere Sequenzen gesehen haben als Helge B. Dies wäre nach der jetzigen Schilderung des Helge B. schon faktisch nicht möglich."

Allerdings wurde Brückner nicht nur aufgrund der Zeugenaussagen verurteilt: Auf dem Bettlaken des Opfers fand man ein Haar von ihm.

Verteidiger: "Geständnis hat es nicht gegeben"

Das Geständnis. 2008 haben sich Helge B. und Christian B. auf dem Dragon Festival in Orgiva gesehen. Er habe Helge B. gefragt: 'Fährst du nicht mehr nach Portugal und machst da Business?' "Nein, hab ich gesagt, seit das Mädchen dort verschwunden ist, sind mir da zu viele Polizeikontrollen und das brauche ich ja nun gar nicht. Wir sind auf Maddie gekommen und ich habe gesagt: Ich verstehe sowieso nicht, wie die Kleine so spurlos verschwinden konnte", berichtet Helge B. gegenüber "Bild". "Der Christian hatte zwei, drei Bier getrunken und hat daraufhin gesagt: 'Sie hat ja nicht geschrien'. Ich habe sofort gecheckt, was der da gesagt hat. Ich dachte: Der weiß das." 

Verteidiger Fülscher kontert den Aussagen Helge B.s in der "Bild"-Zeitung: "Dieses behauptete Geständnis hat es nicht gegeben." Anwalt Dr. Friedrich Fülscher weiter: "Laut Manfred S. soll es bei dem Anlass nicht einmal ein Gespräch gegeben haben."

Manfred S. behauptet gegenüber "Bild", von dem möglichen "Geständnis" nichts mitbekommen zu haben. Ob es zu einem Gespräch zwischen Brückner und Helge B. gekommen sei, daran könne er sich nicht erinnern.

Madeleine "Maddie" McCann war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz spurlos verschwunden. Die Ermittler vermuten, dass sie entführt und ermordet wurde. Eine Leiche wurde jedoch nie gefunden. Die letzte bekannte größere Suchaktion in diesem Fall fand vor knapp drei Jahren, im Sommer 2020, statt.

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