Wochenlang reiste der Neuseeland-Killer durch Europa. Welche Kontakte hatte er bei uns?
Brenton Tarrant (28) tötete 50 Muslime in zwei Moscheen in Christchurch, Neuseeland. Zuvor verfasste er ein 74-seitiges hasserfülltes und wirres Manifest. Er fühle sich als „weißer Mann“ von „Invasoren“ bedroht, schreibt der gebürtige Australier. Diese „Invasoren“ müsse er bekämpfen. Schon in dem Machwerk kommt mehrmals Österreich vor. Jetzt ist klar: Viele der Reisen des Killers, die er vor dem Massenmord gemacht hat, führten ihn nach Europa, – zwei davon, wie berichtet, auch nach Österreich.
Innenministerium prüft Reisen nach Österreich
Auf seinem Facebook-Profil, das inzwischen gelöscht ist, sind diese Reisen mit Fotos dokumentiert. Die Bilder aus Österreich zeigen den Heldenplatz in Wien, das Heeresgeschichtliche Museum, Motive aus Steyr (OÖ), den Christkindlmarkt in Salzburg, Innsbruck, Friesach und das Landhaus in Klagenfurt. Hochgeladen wurden sie Ende 2018: „Wir wissen allerdings noch nicht“, so Christoph Pölzl, Sprecher des Innenministeriums, zu ÖSTERREICH, „ob er die Fotos tatsächlich selbst gemacht hat“. Auf keinem Bild ist Tarrant zu sehen. Auch gibt es keine Bestätigung dafür, dass Tarrant in Österreich eingereist ist. Er könnte aber mit einem Leihwagen aus Ungarn gekommen sein. Überprüft wird auch, ob Tarrant Kontakte zur rechten Szene in Österreich gehabt hat.
Erbe
Tarrant, der ursprünglich als Fitnesscoach arbeitete und nach dem Krebstod seines Vaters Geld geerbt hat, beschäftigte sich intensiv mit Kreuzrittern und Türkenkriegen. Er reiste mittelalterlichen Kriegsherren in Osteuropa nach, die gegen die Osmanen gekämpft haben.
Auf einem seiner Sturmgewehre, die er bei dem Massenmord verwendete, war auch der Name Ernst Rüdiger von Starhemberg vermerkt. Der Feldmarschall hatte 1683 die Verteidigung Wiens gegen die Türken geleitet.
Wientour
Im Herbst 2018 kam er erst in Bulgarien an. Am 15. November flog er weiter nach Rumänien, mietete einen Wagen. In der Adventszeit 2018 postete er die Fotos aus Österreich. Dazwischen machte er einen Abstecher nach Neuschwanstein in Deutschland.(wek)