Frankreich

Wegen Schändung des Korans vor Gericht

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Staatsanwaltschaft sieht darin einen "Aufruf zu Hass gegen Muslime".

In Frankreich drohen einem Mann bis zu drei Monate Bewährungsstrafe und eine Geldstrafe von tausend Euro, weil er in einem Video den Koran geschändet hat. Der Angeklagte habe zum "Hass gegen Muslime" aufgerufen, begründete die Staatsanwaltschaft Straßburg am Montag beim Prozessauftakt gegen den 30-Jährigen ihre Strafforderung. Der Mann hatte im Oktober in einem Videoclip einen Papierflieger aus Koranseiten gebastelt und diesen auf zwei Gläser geworfen, die die Form der Zwillingstürme des New Yorker World Trade hatten. Anschließend steckte der Mann den Koran in Brand und urinierte darauf.

Teufelsmaske getragen
In dem Clip trug der Leiter einer Internetfirma eine Teufelsmaske, gab aber seinen Namen und seine Adresse an. Das Video hatte in der muslimischen Gemeinde in Frankreich für große Empörung gesorgt. Die Straßburger Moschee und die französische Anti-Rassismus-Liga treten in dem Verfahren als Nebenkläger auf. Der Angeklagte sagte vor Gericht, er habe sich nur "amüsieren" wollen. Der Verteidiger des Angeklagten sagte, sein Mandant habe nur muslimische Fundamentalisten an den Pranger stellen wollen. Das Urteil soll am 9. Mai fallen.

Der Angeklagte habe sich von dem US-Prediger Terry Jones inspirieren lassen, der im März an der Verbrennung eines Korans teilgenommen hatte, hieß es. Im Vorjahr war Jones mit seinen Drohungen, den Koran am 11. September, dem Jahrestag der islamistischen Terroranschläge von 2001, zu verbrennen, weltweit bekanntgeworden. Die angekündigte Koranverbrennung, auf die Jones dann doch verzichtete, hatte zu internationalen Protesten bis in höchste politische Kreise hinein gesorgt.

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