Nach 400 Jahren

Wegen zu geringer Nachfrage: Post stellt diesen Dienst ein

Die dänische Post stellt als erstes die Briefabholung ein. Diesen Weg werden auch andere folgen.

Der staatliche Postdienst PostNord stellt am 30. Dezember nach 400 Jahren die Abholung und Zustellung von Briefen vollständig ein. Damit ist Dänemark das erste europäische Land, welches diesen Schritt geht.

Der Schritt erfolgt nach stark sinkender Nachfrage. In den vergangenen 25 Jahren sank das Briefvolumen um 90 Prozent. Im Jahr 2024 fiel dieses um 30 Prozent, als Folge eines neuen dänischen Gesetzes. Das Land beendete die Universaldienstverpflichtung, welche die Postunternehmen dazu verpflichtete, für alle Menschen zu einem erschwinglichen Preis zugänglich zu sein. Damit wurde der Markt für Konkurrenten geöffnet.

Internet und Corona schadete Briefe

Zusätzlich wurde die Mehrwertsteuerbefreiung des Postdienstes abgeschafft. Das Porto für einen Standardbrief stieg auf 29 Kronen (1,21 Euro). Zustellung am nächsten Tag kostet jetzt 39 Kronen (1,62 Euro). Das war der Todesstoß für die Zukunft von Briefen.

Weltweit brach in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei Postdiensten das Briefvolumen stark ein. Briefe werden durch E-Mails, Textnachrichten und soziale Netzwerke ersetzt. Die Corona-Pandemie verstärkte den Effekt.

Pakete-Boom

Damals blieben Menschen zu Hause und kommunizierten hauptsächlich online miteinander. Ebenfalls verzeichnete der Onlinehandel einen richtigen Boom. Die Zahl der Pakete rast weiter nach oben. Im Jahr 2022 wurden weltweit 161 Milliarden Pakete verschickt. Bis 2027 soll die Menge auf 256 Milliarden steigen.

Die Postdienste in den verschiedenen Ländern ließen sich Lösungen einfallen. Die privatisierten Dienste, wie in Malta und Portugal, stehen finanziell besser da als staatlich geführte. In Italien befindet sich der teilweise privatisierte Postdienst auf einem guten Weg.

Deutsche Post profitabel

Das Unternehmen bietet neben Brief- und Paketzustellung auch Bank- und Versicherungsdienstleistungen an. 2003 wurde die Postepay, die vorausbezahlte Debitkarte, eingeführt und wurde zu einem großen Erfolg. Rund 7,2 Millionen Karten sind im Umlauf.

Die Deutsche-Post-DHL-Gruppe ist ein börsennotiertes Unternehmen, von welchem der größte Anteilseigner die staatliche Förderbank Deutschland ist. Sie sind ebenfalls profitabel und wurden 2024 neben der Schweiz zum besten Postdienst der Welt gewählt.

Als die Deutsche Post 1995 privatisiert wurde, etablierte sich das Unternehmen als ein Logistikunternehmen neu. Heute bieten sie Fracht- sowie Lieferkettenmanagement an. Darunter fallen auch Lagerhaltung und Distribution.

Staatliche Postdienste leiden

In Großbritannien kriselt die Royal Mail. Der Postdienst ist auch teilweise privatisiert. Die Mehrheit der Aktien liegt bei Daniel Kretinsky, einem tschechischen Unternehmer. Das Unternehmen konnte nach drei Jahren das erste Mal Betriebsgewinne verzeichnen. Doch unter Berücksichtigung der Kosten für freiwillige Kündigungen macht der Postdienst weiterhin einen Verlust.

Die staatlichen Postdienste leiden wirtschaftlich. In Griechenland schloss die dortige Post am 3. November 204 ihrer 456 Filialen. In Kanada streiken seit September die Beschäftigten der staatlichen Post. Sie fordern bessere Löhne, Leistungen und Arbeitsplatzsicherheit.

Trump will Postdienst verändern

Die United States Postal Service (USPS) ist im weltweit größten Einzelmarkt aktiv und macht 37 Prozent der weltweiten Postumsätze aus. Am 14. November verkündete das Unternehmen einen Jahresverlust von neun Milliarden Dollar. Die kumulierten Verluste belaufen sich seit 2007 auf über 100 Milliarden Dollar. US-Präsident Donald Trump bezeichnete den Dienst als "einen Witz" und plant die Eingliederung der 635.000 Beschäftigten in das Handelsministerium.

Aber Briefe sind noch nicht tot. Armen Ghalumyan vom Forschungsunternehmen Cullen International erklärt: "Die Geschwindigkeit, mit der das Briefvolumen zurückgeht, unterscheidet sich je nach Digitalisierungsgrad eines Landes". Weltweit machen Briefe noch einen erheblichen Teil der Posteinnahmen aus. In Ländern wie Indien und Brasilien stiegen laut dem Weltpostverein (UPU) die Briefmengen wegen der wachsenden Mittelschicht. 

Die Entscheidung von PostNord begründet der Vorstandschef Kim Pedersen: "Der Briefmarkt ist nicht mehr profitabel". Je weniger Briefe verschickt werden, desto höher sind die Stückkosten ihrer Bearbeitung. Dänen können trotzdem noch Briefe erhalten und versenden. Sie können es aber nicht über den staatlichen Postdienst machen, sondern müssen über das private Unternehmen DOA dies tun.

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